Königsteiner Stolpersteininitiative besucht Gedenkstätte in der EZB

Die Gedenkstätte auf dem EZB-Gelände ist nur nach vorheriger Anmeldung und mit einer Führung zu besichtigen. Ein weiterer Teil der Gedenkstätte liegt allerdings außerhalb. Er ist für jedermann und jederzeit zugänglich und auch so schon sehr beeindruckend, so die Meinung der Exkursionsteilnehmer. Foto: Zander

Königstein (red) – Wie war das damals vor 75 Jahren, als die letzten noch in Königstein lebenden Juden deportiert wurden? Deren schweren Weg wollten 22 Mitglieder der Königsteiner Stolpersteininitiative nachempfinden und besuchten deshalb die Gedenkstätte in der Europäischen Zentralbank im Frankfurter Ostend.

Am 28. August 1942 waren Adolf und Berta Hess mit ihrem siebenjährigen Sohn Werner, der Schwiegermutter Clementine Mayer, Louise und Gertrude Gemmer und Albert Cahn von Königstein über Bad Homburg zunächst nach Frankfurt gebracht worden. In einem Keller der damaligen Großmarkthalle mussten sie zusammen mit etwa 1.000 weiteren Menschen vier Nächte und drei Tage in einem Matratzenlager mit jeweils einer einzigen Toilette für Männer und Frauen verbringen.

Schon bei der Ankunft wurden sie gezwungen, Geld und Wertsachen abzugeben und sich entwürdigenden Leibesvisitationen zu unterziehen. Es muss eine schreckliche Enge geherrscht haben, denn der Keller, den die heutigen Königsteiner besichtigen konnten, ist zwar groß, aber dennoch nicht groß genug um so viele Personen menschenwürdig zu fassen.

Aus diesem Keller mussten die gedemütigten Menschen dann über eine Rampe zu den nahegelegenen Bahngleisen laufen und in den Zug nach Theresienstadt einsteigen. Um die Enge und Bedrückung spürbar zu machen, haben die Darmstädter Architekten, die die Gedenkstätte entwarfen, mit Hilfe von zwei parallelen Betonwänden symbolisch die ehemalige Rampe nachempfunden.

Auf dem Weg zum und vom Keller sind Zitate von Opfern und Zeitzeugen in Stein gemeißelt, die von ihren Ängsten und Gefühlen zeugen. Diese und weitere Deportationen geschahen vor den Augen der Beschäftigten in der damaligen Großmarkthalle. Am 1. September 1942 wurden die sieben Königsteiner Juden zusammen mit ihren Leidensgenossen nach Theresienstadt deportiert. Niemand von ihnen überlebte.



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