Die Kleinen zeigen es den Großen!

Die Bläserklasse der St. Angela-Schule präsentierte sich vor Menschen, die lernen wollten, wie das Zusammenspiel in einem solchen Ensemble gelingen kann.

Königstein – Weit über 1.000 Bläserklassen gibt es inzwischen in Deutschland – in Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien ebenso wie in Musikschulen oder Musikvereinen. Dennoch gibt es natürlich immer noch viele Musikhändler und Musiklehrer, in deren Heimat es noch keine Bläserklasse gibt und die sich mit dem Thema nicht richtig auskennen. Etwa 70 solcher Menschen aus der gesamten Republik kamen auf Einladung der Firma Yamaha in ein Hotel in der Innenstadt von Fulda, um auf diesem Gebiet fit zu werden. Die einen wollten erfahren, wie sie als Händler ihre Kunden bei der Gründung einer neuen Bläserklasse gut beraten können. Die anderen wollten hören, wie es gelingen kann, 28 Kinder gleichzeitig auf sieben verschiedenen Blasinstrumenten zu unterrichten.

Damit bei der Veranstaltung nicht nur theoretisiert werden sollte, wurde kurzerhand eine echte Bläserklasse eingeladen: Die Bläserklasse G 5b der St. Angela-Schule Königstein.

In einem Programm von etwa 45 Minuten präsentierten die Mädchen mit ihrem Musik- und Klassenlehrer Markus Tumbrink große Teile ihres jüngsten Konzertes. Außerdem wurden die Gäste auf eine kleine Zeitreise mitgenommen, in der sie erleben konnten, wie man von den ersten fünf Tönen und ohne Notenkenntnisse zu den ersten mehrstimmigen Konzertstücken gelangen kann. Die Zeitreise endete im Jetzt, als Probenausschnitte aus dem aktuellen Stück „Star Wars (Main Theme)“ geübt wurden. Das Klassenmaskottchen, ein Maulwurf namens Josefine, spielte dabei eine Solo-Rolle. Je nach benötigter Silbenzahl musste das Tierchen für Sprechübungen herhalten: Für eine halbe Note mit zwei Schlägen braucht es zwei Silben: „Maul-wurf“. Für eine ganze Note mit vier Schlägen oder wie in unserem Fall zwei übergebundene halbe Noten benötigt man vier Silben: „Jo-se-fi-ne“. Unter Beteiligung des Publikums und mit weiteren Tiernamen wurde so der neue Rhythmus von „Star Wars“ eingeübt: „Maul-wurf Jo-se-fi-ne Hund Kat-ze…“.

Beendet wurde die Präsentation mit den Konzertstücken „Slip and Slide“ sowie einer flotten Version von „When The Saints Go Marching In“.

Nach diesem besonderen Konzert gab es erst einen verdienten Applaus, danach ebenso verdiente Curry-Wurst mit Kartoffelecken aus der Vier-Sterne-Hotel-Küche. Doch damit nicht genug.

Anschließend kam der vielleicht aufregendste Teil des frühen Abends: Kinder bringen den Lehrern einen Ton auf ihrem Instrument bei. Die Szenen, die sich dem Betrachter nun boten, sind kaum in Worte zu fassen. Im Seminarraum und auf den Gängen verteilten sich in kleinen Gruppen Fünft-Klässlerinnen, die immer alleine oder zu zweit einem des Blasens unkundigen Musiklehrer zeigten, wie man das entsprechende Instrument aus dem Koffer holt und unfallfrei zusammenbaut. Es folgten Vorübungen ohne und mit Mundstück zur Tonerzeugung und vorsichtige Versuche, dem ungewohnten Rohr einen ersten Ton zu entlocken.

Am Ende wurde das Klassenziel nicht nur erreicht, sondern übertroffen. Von allen Seiten kamen Rückmeldungen der Mädchen: „Herr Tumbrink, mein Schüler hat nicht nur einen sondern fünf Töne hingekriegt“. Schon lange konnte man nicht mehr so viele stolze und strahlende Schülerinnen und ebensolche Lehrer sehen. Und man musste sich immer wieder klar machen, dass die Rollen hier ja vertauscht waren! Ein Teilnehmer fasste seine Eindrücke später per Mail folgendermaßen zusammen: „Das praktische Beispiel der Bläserklasse vor Ort hat mir besonders gut gefallen. Bis dahin hatte ich keine Ahnung, dass eine Bläserklasse unter guten Voraussetzungen nach nur einem halben Jahr ein Konzert mit mehreren Stücken spielen kann.“



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