Kinderhilfsverein begrüßt Gesetzesvorlage zum Kinderrecht

Der Kinderhilfsverein begrüßt die Vorlage der Kinderrechte im Parlament zur Aufnahme in unser Grundgesetz. Ein Rückblick von unserer Leserin Gisela Kempfer, Königstein:

Schon am 20. November 1989 wurden die Rechte der Kinder und Jugendlichen von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in der UN – Kinderrechtskonvention verabschiedet und von vielen Staaten der Erde ratifiziert. Aber sie wurden bis heute nicht in unser Grundgesetz aufgenommen. Höchste Zeit, dass Deutschland hier zum Vorbild wird, denn Kinderrechte sind doch Menschenrechte und würden eine gewaltfreie Erziehung und Schutz bei häuslichen und fremden Übergriffen aller Art garantieren.

Heute jedoch, am 20. November 2014 kommt die Nachricht über die Medien, dass Familienministerin Manuela Schwesig die Gesetzesvorlage dazu ins Parlament eingebracht hat, und jetzt können wir hoffen, dass es nach 25 Jahren endlich gelingt, die Kinderrechte in unser Grundgesetz aufzunehmen. Von dieser Nachricht bin ich geradezu begeistert. Das wird sicher auch von unserer Kanzlerin Angela Merkel und unserem Bundespräsidenten Joachim Gauck unterstützt werden und gibt große Hoffnung auf Erfolg.

Im Jahr 1988 konnte ich dankenswerterweise zusammen mit Königsteiner Frauen der ersten Stunde in meiner Nachbarschaft – denn allein kann man wenig bewegen –den „Kinderhilfsverein Königstein“ gründen. Deshalb hier noch einmal Dank an Dorit Lennertz, die sich auf meine Bitte hin als 2. Vorsitzende zur Verfügung stellte, der Aufbau des Vereins konnte beginnen. Dank an Mathilde Dauth, an Marlise Marbach, Monika Grumann, Christa Schulz, Rotraut Klinz, Christel Magnet und Hilde Freudlinger, die als Lehrerin in Grundschulklassen wusste, wie viele Kinder Hilfe brauchen konnten, und sie wollte es mit uns zusammen anpacken, auch Dank an alle, die später zu uns stießen.

Wir sahen uns als Ergänzung zum schon etablierten und segensreich wirkenden Verein „Bürger helfen Bürgern“, jedoch mit dem Schwerpunkt „Kinder und Jugendliche“, was ich durch meine beruflichen Erfahrungen für nötig hielt. Nach der Gründung wurde ich von Kunden in meiner Apotheke oft gefragt, warum ich das denn mache, in Königstein gäbe es doch keine armen Kinder, hier gehe es doch allen gut. Das war auch damals nicht so sichtbar und erst recht nicht die verdeckten, brisanteren Familienprobleme. So manches Mal hatte ich Kontakt mit Müttern, Großeltern und anderen Familienangehörigen im anonymen Bereich meiner Apotheke, wo man sich nicht outen musste, und wo es um häusliche Gewalt und Missbrauch ging. Das war schon schmerzhaft zu hören, aber ich konnte natürlich nur an das Jugendamt verweisen, während wir die materiellen Sorgen mit unserem Verein wenigstens lindern konnten. Das zeigt, dass es in Königstein alles gibt, was es auf jedem anderen Fleck in Deutschland auch gibt. Wie oft profitieren wir auch von Billigwaren aus der Dritten Welt, an denen Schweiß, Blut und Tränen hängen – auch von Kindern! Wir sollten mehr daran denken, „der Kunde ist König“, und er könnte viel verändern.

Die materielle Hilfe organisierten wir in Zusammenarbeit mit dem städtischen Sozialamt unter Herrn Lennerz, dieser offene, freundliche und nimmermüde Mann arbeitete in so vielen Baustellen, da war ihm jede Hilfe willkommen, und das blieb viele Jahre so. Es ging um Unterstützung für Familien mit Kindern, die von Arbeitslosigkeit oder Krankheit betroffen waren, für alleinerziehende Mütter, die sich tapfer und aufopfernd für ihre Kinder einsetzten (oft ohne Alimentezahlungen von den abhandengekommenen Vätern), um Unterstützung für alle möglichen Anschaffungen, wie Kleider, Winterschuhe, Schulranzen, Lernmaterial, bis hin zu Küchenmaschinen und Nachhilfeunterricht, sowie Teilnahme an Schulausflügen und den städtischen Ferienspielen.

Große renommierte Projekte konnten wir nicht stemmen oder den großen, sozial tätigen Vereinigungen auf Anfrage vermitteln, aber wir klebten viele „Pflaster“ und legten so manchen „Verband“ an. Es kamen auch immer mehr Hilferufe bei uns direkt an, weder bei Herrn Lennerz noch bei uns nahmen die „Baustellen“ ab, es wurden immer mehr, wir unterstützten die ganz unspektakulären und alltäglichen Kämpfe der Familien so gut, wir konnten und so weit die Spenden reichten. Ganz wichtig war immer, auch an den Erhalt der Mietwohnungen zu denken, denn Sozialwohnungen waren sehr rar, aber auch mal an die Situation der Schulen, die ein Mittagessen bei längerem Unterricht anbieten mussten, und so freute sich die Friedrich-Stoltze-Schule über unseren Einsatz, und er brachte auch die Hilfe der Stadt und der evangelischen Kirche für ein gemeinsames Mittagessen, damit alle Schüler daran teilnehmen konnten. Wenn man damals von einer notwendigen „Tafel“ für Königstein sprach, erntete man Kopfschütteln, aber heute haben wir sie, und jeder kennt den Kirchenladen, das große Engagement der Kirche und der freiwilligen Helfer und weiß, wie wichtig diese Einrichtung in unserer Stadt geworden ist. Heute freue ich mich, dass die „Königsteiner Kinderhilfe“ bei der 1. Vorsitzenden Suzanne Vierkotten in so guten und außerordentlich kompetenten Händen liegt und immer weiter geht. Königsteiner Kinderhilfe: www.königstein-kinderhilfe.de. Ganz besonders dankbar bin ich, dass ich in meinem hohen Alter noch erleben darf, dass die Vorlage „Kinderrechte ins Grundgesetz“ ins Parlament eingebracht worden ist, und ich möchte dazu aufrufen, dass viele bereit sein mögen, unsere Familienministerin Mauela Schwesig bei ihrem Vorhaben zu unterstützen! Es ist aber eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag nötig, und dort wird es auch wie immer Gegenstimmen und Gegeninteressen geben, aber es sollte und es darf nicht scheitern! Dürfen wir Sie herzlich bitten, ein Votum für alle Kinder in Deutschland abzugeben, indem wir schriftlich, telefonisch oder per E-Mail der Ministerin Beifall zollen und ihr damit den Rücken stärken. Kontakt: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Postfach 11018 Berlin, Tel. 030/20655-0, info[at]bmfsfjservice.bund[dot]de.



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