Weitere Hintergründe und Gutachten zur Lage im und um den Opel-Zoo

Kronberg/Königstein (pu) – Während der knapp zweistündigen Ortsbesichtigung von Magistrat, Ausschussmitgliedern und Interessierten drehte sich der überwiegende Teil der Fragen um den Parkplatzbedarf und die Notwendigkeit der Befestigung der Wiesenbehelfsflächen. Bürgermeister Klaus Temmen, Erster Stadtrat Robert Siedler sowie Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels, der angesichts Ortsbegehung und anstehender Entscheidungen kurzfristig seinen geplanten Helgoland-Urlaub abgesagt hatte, vermittelten Hintergrundinformationen.

Zum wiederholten Mal lenkte Kauffels den Blick auf die – von der Öffentlichkeit unterschätzte – suboptimale Lage des Zoos. Diese führt zu einem personellen und finanziellen Mehraufwand, zu gestörten Abläufen, also besteht hier Handlungsbedarf. Er verspricht sich von einer Schließung des Philosophenwegs nicht nur ein Ende der bisherigen unsäglichen Situation, sondern einige Nebeneffekte, die sich unter anderem auch auf die Parkplatzsituation auswirken.

Ausnutzung

„Wir kennen unser Klientel und wissen von einem nicht unerheblichen Anteil, der ganz bewusst ausnutzt, dass man einen Teil der Tiere kostenfrei sehen kann. Wenn sich für solche Personen die Bedingungen verändern, liegt die Vermutung nahe, dass wir wieder mehr Stellplatzkapazitäten haben!“

In puncto Ausnutzung der Parkplätze gab Kauffels als weitere Diskussionsgrundlage ein paar Zahlen an die Hand. Nach seinen Worten werden über 2.000 Tagesbesucher an lediglich etwa 70 Tagen im Jahr erreicht. Ausschließlich an solchen Tagen werde ein Tor geöffnet für die Beparkung im hinteren Bereich. Das sind zum einen eine Schotterfläche, auf der – ausschließlich auf Kronberger Gemarkung – nunmehr auch das Baufenster für das Parkdeck als Zugeständnis für die Königsteiner vorgesehen ist, zum anderen die beiden Wiesenbehelfsflächen mit insgesamt 275 Stellplätzen, die jedoch erst dann freigegeben werden, wenn der Waldparkplatz komplett belegt ist. „Das ist selten der Fall, an die von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigte Zahl von 20 Nutztagen kommen wir bei Weitem nicht dran“, unterstrich der Zoodirektor. Da die Wiesenbehelfsflächen in der Talsenke nur im abgetrockneten Zustand befahrbar seien, stehe diese Option teilweise nicht zur Verfügung. Das sei der Grund für die geplante Befestigung.

Als zusätzliche Diskussionsgrundlage liegen seit Frühjahr letzten Jahres die Ergebnisse einer von der Stadt Kronberg beauftragten und vom Opel-Zoo bezahlten Parkraumuntersuchung zwecks Bedarfsabschätzung des Darmstädter Büro R+T Ingenieure für Verkehrsplanung vor.

Für die Bedarfsabschätzung wurden zusätzlich die Zahlen des Besucheraufkommens von 2001 bis 2016 zur Hand genommen. Tendenziell ist ein leicht steigendes Besucheraufkommen registriert, die Spitzentage bleiben jedoch auf gleichem Niveau. Beim Blick auf die durchschnittliche Auslastung der zur Verfügung stehenden Stellplätze sind laut Parkraumuntersuchungsbericht im Jahr zu 77 Prozent maximal die Hälfte der Stellplätze (ohne Waldparkplätze) in Beschlag. An 14,8 Prozent von 365 Tagen sind die Stellplätze ohne Waldparkplätze maximal ausgelastet.

Nur 28-mal im Jahr werden demnach die Waldparkplätze überhaupt benötigt (4,1 Prozent). Im Durchschnitt der untersuchten 16 Jahre war 13-mal im Jahr die Besuchernachfrage größer als das zur Verfügung stehende Parkraumangebot (ohne Wiesenbehelfsparkplätzen) und lediglich 3-mal im Jahr das mit Wiesenbehelfsparkplätzen.

Maximal oder bedarfsgerecht?

Aus Sicht der Verkehrsplaner resultieren daraus zwei Erkenntnisse: Für die „maximale Lösung“, sprich eine Ausrichtung auf die maximalen Spitzenbesucherzahlen von 15 Jahren (zum Beispiel 7.600 Besucher am 3. Oktober 2013 bei der Eröffnung des Elefantenhauses), müsste ein zusätzliches Angebot von 620 Stellplätzen am Opel-Zoo geschaffen werden. „Das ist weder wirtschaftlich noch sinnvoll“, unterstrichen die Verkehrsplaner. Empfohlen wird vielmehr als „bedarfsgerechte Lösung“ die Ausrichtung auf die durchschnittlichen Spitzenbesucherzahlen. In einem großen Missverhältnis zum erwarteten Nutzen (Herstellungskosten von über 2.000.000 Euro netto, Unterhaltungskosten etwa 20.000 Euro netto pro Jahr) stünde die diskutierte Errichtung eines Parkdecks, vor allem vor dem Hintergrund, weil es durchschnittlich nur 28mal im Jahr genutzt werden müsste. Als ebenfalls kritisch zu hinterfragen beurteilt die Verkehrsplanung trotz niedrigerer Kosten die Befestigung des Wiesenbehelfsparkplatzes (Talsenke) wegen des dauerhaften Eingriffs ins Umfeld gleichwohl als bauliche Maßnahme einem Parkdeck vorzuziehen.

Zur Not ohne

Obwohl sowohl Bürgermeister Temmen als auch Erster Stadtrat Robert Siedler im Zuge der Begehung mit allem Nachdruck ihr starkes Interesse an einer gemeinsamen Regelung mit Königstein bekräftigten, machten beide wiederum deutlich, in Kenntnis der dort teils noch vorhandenen Skepsis zur Not „angesichts des dringenden Erfordernisses“ auch ohne Königstein vorwärts kommen zu wollen. „Wir sind Herr des Verfahrens“, unterstrich Siedler. Im Sinne des Zoos sei eine weitere Hängepartie nicht mehr hinnehmbar. Für diesen „Worst case“ käme statt des trilateralen Vertrags nur noch ein bilateraler zwischen Opel-Zoo und Kronberg in Frage.



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