Herzensprojekt und ganz Königstein trauern um Dr. Dieter Arnold

Der Tod von Dr. Dieter Arnold, Gründer des Hilfsprojektes „Herzen für eine Neue Welt“, ist ein großer Verlust für ganz Königstein.

Archivfoto: Schemuth

Königstein (el) – „Man muss sich ein bisschen um jene kümmern, die auf der anderen Seite stehen“, genau diese soziale Einstellung hat den Königsteiner Dr. Dieter Arnold ausgezeichnet. Dem Mann mit dem markanten Perlenbändchen-Filzhut aus Peru wird man nie wieder in der Königsteiner Fußgängerzone oder sonstwo begegnen, denn der 73-Jährige ist am Sonntagabend nach einem schweren Krebsleiden verstorben. Der einzige Trost ist im Moment für viele, die ihn kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben: Seine Vision von einem Hilfsprojekt in den peruanischen Anden, im Chicontal, wird ihn überleben und die Wirkung, die von ihm ausgeht, noch lange auf die Menschen, die dort leben, ausstrahlen.

Dr. Arnold verstand es wie kaum ein anderer, die Menschen für sein „Herzensprojekt“ Munaychay („Liebe findet einen Weg“) und den dahinter stehenden von ihm gegründeten Verein „Herzen für eine Neue Welt“ zu begeistern und das Netzwerk konsequent auszubauen. Man kann sogar davon sprechen, dass er die Menschen regelrecht verzauberte, denn ganz nebenbei hat er sie als „Don Futschikato“ mit seinen Zaubertricks glücklich gemacht und auf diesem Wege auch noch in der Landestracht der Peruaner schon 500.000 Euro für sein Hilfsprojekt gesammelt.

Bis zum Schluss hat er alles für seinen Traum gegeben, viel harte Arbeit und Beharrlichkeit investiert. Heute befindet sich das Projekt des Visionärs im 16. Jahr und zählt 83 Mitarbeiter vor Ort (inklusive 18 Praktikanten). Das Projekt umfasst unter anderem acht Kinderhäuser, in denen 80 junge Peruaner leben – das letzte davon wurde im Oktober vergangenen Jahres eingeweiht. Außerdem eine Schule im Chicontal, die „Herzensschule“, die von dem Königsteiner Reiseunternehmen Ikarus Tours mitgesponsert wurde. Hinzu kommen zwei Gesundheitsstationen, eine im Chicontal und die andere in Huilloc. Darüber hinaus erhalten 1.000 Kinder der Campesino-Gemeinde im Moment Schulspeisung aus dem Projekt. Um der Landbevölkerung langfristig bessere Perspektiven bieten zu können, hat man auch „Lernen mit Herz“ initiiert.

Die Transparenz des Projektes war dem ehemaligen Verfahrens-Ingenieur bei der Höchst AG besonders wichtig. „Die Menschen glauben an uns“, hat er einmal gesagt, denn nur mit einer klaren Linie könne man auch Sponsoren gewinnen. Das Profil des Vereins zeichnet auch aus, dass man in Peru mit dem eigens gegründeten und mit eigenen Leuten besetzten Schwesterverein zusammenarbeitet. „Aber es war und ist kein Aktionismus, sondern eine Herzensangelegenheit“, hat Arnold klargestellt, dass es ihn sehr zufrieden gemacht habe, sein Leben so und nicht anders gelebt zu haben. Schließlich, so Arnold, sei es ihm nicht darum gegangen, die Welt zu verändern, sondern lediglich darum, Akzente zu setzen. Und natürlich konnte er begeistern und anstecken mit seinem Enthusiasmus, so dass sich Menschen aller Himmelsrichtungen über die Jahre seinem Projekt angeschlossen haben.

„Eine Woche vor seinem Tod hat er noch in die Bilanzen von Munaychay reingeschaut“, weiß sein Freund und Schulkamerad Peter-Majer-Leonhard zu berichten, den der Verlust einen solchen Menschen verloren zu haben, sehr schmerzt. Majer-Leonhard, der zusammen mit Arnold 1960 Abitur an der Vorgänger-Schule vom Taunusgymnasium gemacht hat, wird seinen Kameraden als einen Menschen in Erinnerung behalten, der stets voller neuer Ideen gewesen ist und wenn er dann die eine hatte, diese auch zu 100 Prozent verfolgt hat. Majer-Leonhard: „Wenn er sich engagiert hat, dann mit ganzer Kraft.“ Sei es bei der Katholischen Jugend oder bei den Pfadfindern oder aber bei der Erfindung eines neuen Flugapparates. Als ihm Arnold das erste Mal von seiner Idee, ein Hilfsprojekt einrichten zu wollen, berichtet habe, war der erste Gedanke des Freundes, dass es abenteuerlich ist, so etwas in einer abgelegenen Gegend aufzuziehen. Doch der Königsteiner ließ sich nicht beirren und schon gar nicht von seiner Grundidee abbringen, der dortigen Landbevölkerung neue Chancen bieten zu können. „Er war mein Wegbegleiter von der ersten Stunde an und ich werde ihn vermissen. Auch für den Ruf Königsteins hat Dieter Arnold Unglaubliches geleistet“, ist Peter Majer-Leonhard sicher nicht allein in seiner Trauer, deren Ausmaß sich erst in der nächsten Zeit zeigen wird, wenn bewusst wird, welch große Lücke der Königsteiner hinterlassen hat.

Auch im Verein war die Nachricht vom Tod des Gründers ein schwerer Schlag, den man erst mal verkraften muss – auf der persönlichen und an zweiter Stelle auf der Vereins-ebene. Denn eines ist klar, das Herz des Hilfsprojektes muss weiterschlagen, auch nach dem Tod seines Initiators. Und so wird vorerst Angelika Kilb als 2. Vorsitzende die Geschäfte in seinem Sinne weiterführen. Am 2. Juli werde dann eine Hauptversammlung stattfinden und man werde weitersehen, sagt ein tief getroffener Gerhard Benner, ebenfalls ein Freund von Arnold aus Kindergartentagen, der Seite an Seite mit ihm als Messdiener gedient hat und ebenso eingespielt mit ihm im Vorstand des Vereins gearbeitet hat.

Arnold, der seit über 25 Jahren mit seiner Frau Alice verheiratet war, die er in Russland kennengelernt hatte, war nie ein Mensch, der sich selbst in den Vordergrund gerückt hat, sondern nur die Sache, für die sein Herz schlug. Umso tragischer ist es, dass er die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn nicht mehr erleben durfte, die unmittelbar bevorstand.



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