Grenzwanderung in Bildern

Königstein (kw) – Mit einem reich bebilderten Vortrag unter dem Titel „Grenzwanderung vom Sauerborn zum Freygericht“ berichtete Hanspeter Borsch über die Entstehung der historischen Grenze vom Kronthal bis in die Helbigshainer Wiesen unterhalb Falkensteins. Eingeladen hatte ihn dazu der Verein für Denkmalpflege Königstein e.V.

Eine ganze Reihe historischer Grenzsteine hat sich zwischen der Kronberger und der Mammolshainer Gemarkung erhalten. Grenzsteine werden als Kleinbodendenkmäler bezeichnet und unterliegen dem Denkmalschutz. Sie zu erhalten, zu pflegen und gegebenenfalls wieder instand zu setzen, ist die Aufgabe eines Obmanns, zu dem Hanspeter Borsch vom Land Hessen für den Bereich Vordertaunus 2006 ernannt worden ist. Somit erfuhren die Zuhörer nicht nur viel Wissenswertes zu einzelnen Grenzsteinen sondern gewannen damit auch Einblick in die Tätigkeiten eines Obmanns.

Kernstück und Ursprung der Grenze zwischen den Herrschaftsgebieten Königstein und Kronberg ist ein Grenzstein mit der Jahreszahl 1572, der allerdings nicht mehr an seinem angestammten Platz, sondern als Prellstein an einer Hausecke in der Kronberger Altstadt zu finden ist. Neben der Jahreszahl auf der Vorderseite trägt er die Inschrift CRONBERG. Die Rückseite, am Haus angelehnt, ist nicht einsehbar, trägt jedoch den Schriftzug KÖNIGSTEIN.

Das Jahr 1568 gilt als das Jahr der Ersterwähnung des Quellenparks Kronthal. Damals hatten sich der Ritter Caspar von Kronberg und Graf Ludwig von Stolberg Königstein über den Grenzverlauf im Tal und die Nutzung des Sauerborns Gedanken gemacht und einen Vertrag aufgesetzt, der aber erst im Jahr 1572 vom Sohn Wolfgang von Kronberg und dem Grafen Ludwig unterschrieben und gesiegelt wurde. Und um auch in aller Öffentlichkeit für jedermann sichtbar die vereinbarte Grenze zu dokumentieren, wurde an Ort und Stelle der besagte Grenzstein versetzt. Im Jahr 1578 wurden weitere Grenzsteine entlang dem Hardtberg versetzt, über die sich ein Steinsetzungsprotokoll erhalten hat, darüber hinaus entstand in diesem Jahr ein Plan des Grenzverlaufs. Keine andere historische Grenze ist mit einer Vertragsurkunde, dem Steinsetzungsprotokoll, dem Plan und den erhaltenen Grenzsteinen so reichhaltig dokumentiert. Grundsätzlich sollten Grenzsteine an ihrem ursprünglichen Standort erhalten werden. Nicht nur Kronberger haben „ihren“ Stein nach Hause geholt. In Mammolshain stehen welche vor dem Dorfgemeinschaftshaus und in Königstein unter dem Alten Rathaus.

Das Kronberger Exemplar an einem so unwürdigen Platz zu belassen, entspricht nicht seiner historisch besonderen Bedeutung. Hanspeter Borsch versucht daher schon seit Jahren mit Unterstützung der Denkmalbehörden, den Stein an seine ursprüngliche Grenze im Kronthal zurückzuversetzen.

Die erste Vorsitzende Ellengard Jung dankte Hanspeter Borsch und seinem Team für den „lehrreichen Vortrag“. Bei einem gemütlichen Zusammensein mit Getränken und kleinen „Snacks“ aus der Küche von „Wirtin“ Annegret Oberndörfer endete der Abend um kurz nach 22 Uhr mit einer neuen Idee. Der Verein für Denkmalpflege will nämlich infolge des interessanten Vortrages den historischen Grenzverlauf an Ort und Stelle in Augenschein nehmen und plant zu diesem Zweck demnächst eine Wanderung.

Es ist den Denkmalpflegern darüber hinaus auch ein Anliegen, den Obmann in seinen Tätigkeiten zu unterstützen, insbesondere seine Bemühungen zur beabsichtigten Rückversetzung des Kronberger Steins an seinen historischen Platz.

Dieser ehemalige Grenzstein hat eine Zweitverwendung als „Prellstein“ an einer Hausecke gefunden, die man schon zu Zeiten der Pferdegespanne vor allzu schneidigen Fahrmanövern schützen musste.
Foto: privat



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