Die Garde wird 30 (aber sie ergibt sich nicht)

Das Leben der Gardisten (erste Reihe links, mit Standarte) kann recht hart sein – zum Beispiel in sommerlicher Hitze wie hier in Le Cannet während der diesjährigen Feierlichkeiten zum Partnerschaftsjubiläum. Nachlässigkeiten wie offene Knöpfe oder hochgekrempelte Ärmel duldet das Protokoll nämlich nicht und eigentlich gehört auch noch eine Perücke unter den Hut.
Foto: privat

Königstein (hhf) – Wer zur Garde will, muss aus besonderem Holz geschnitzt sein, selbst bei den Narren – Zivildienst können die Mitglieder ja sonst auch auf der Bühne oder hinter der Theke ausüben.

Wer einmal in den Karneval in Köln oder Mainz hineingeschaut hat, kann erahnen, welche wichtige Funktion Gardisten in der 5. Jahreszeit inne haben, und so wundert es kaum, dass die Idee, das Burgfest mit einer Festungsgarde zu bereichern, aus den Reihen der Narrenzunft kam. Auf ihrer Standarte – handgenäht von einer Marketenderin – ist es genau nachzulesen: „Historische Festungsgarde zu Königstein“, dazu gekreuzte Kanonen, denn es sind Artilleristen, das Stadtwappen und auf der Rückseite ein Soldat auf dem Donnerbalken, ein kleiner Hinweis auf die „Plasterschisser“.

Darunter steht die Jahreszahl der Vereinsgründung: 1988. Zu diesem Burgfest wird die Garde also 30 Jahre alt und feiert das auch – drei Tage durchgehend auf der Burg und am Sonntag vor dem Umzug ab 10.30 Uhr im Altstadtstübchen am alten Rathaus besonders. Vor 30 Jahren entstand die Idee samt der Gründung „beim Schorsch im Hinterzimmer“ – schon in der neuen „Post“ in der Adelheidstraße – treibende Kräfte waren Heinz Eichhorn und Michael Pfaff.

Von den damaligen Gründern – die wackeren Soldaten hatten auch eine ansehnliche Gruppe von Marketenderinnen an ihrer Seite – sind heute nur noch Karin Kinitz und Klaus Kroneberg im aktiven Dienst, Kroneberg als Kommandant. In dieser Funktion verlangt er seiner Truppe derzeit einiges ab, denn nach einigen Jahren des laissez-faire will er wieder auf die Details achten, damit die Garde als würdiger Repräsentant auch für die Stadt Königstein auftreten kann. Er erinnert daran, dass eine der historisch korrekt maßgeschneiderten Uniformen rund 1.500 Euro kostet, „aufwärts“, je nach Dienstgrad. Einen großen Teil davon müssen die Mitglieder aus eigener Tasche aufbringen, für die Anfangszeit gibt es Leihgaben.

Wer sich etwas rückbesinnt, wird sich vielleicht noch an gelb-weiße Gardisten um Kommandant Michael Scholze erinnern, doch die Infanterie ist ad acta gelegt. Mittlerweile treten die 11 Gardisten (mit 9 Marketenderinnen und einem Kind) geschlossen als Kurmainzer Artilleristen auf, um im blau-roten Rock mehr Einheitlichkeit zu zeigen. Etwas Verstärkung wäre der Garde durchaus willkommen, aber die Rekruten sollten keine „Weicheier“ sein...

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