Eine Elsassreise ist Geschichte, Kultur, Natur und Gaumenfreude

Königstein (mc) – Wer mit dem Ehrenvorsitzenden der Städtepartnerschaft Königstein im Taunus – Le Cannet/Rocheville, Dr. Reinhard Siepenkort, und seine Frau Marie-Charlotte Frankreich bereist, kann sicher sein, tief in die Geschichte und Kultur des Landes einzutauchen und so vieles über Vergangenheit und Gegenwart zu erfahren. Dass kulinarische Einblicke in die Trink- und Esskultur der bereisten Region stets das Gesamtbild abrunden, erlebten kürzlich die 35 Teilnehmer einer zweitägigen Reise ins Elsass. Die Reise vermittelte viele neue Erkenntnisse der Tradition und Geschichte des einstigen deutsch-französischen „Zankapfels“. Alleine die Fahrt durch die elsässische Weinstraße im Vorland der Vogesen mit seinen Dörfern und den teils jahrhundertealten Fachwerkhäusern und Weinstuben sind unvergessen.

Schlettstadt

Erstes Ziel der Reise war das historisch bedeutende Sélestat (Schlettstadt). Der Legende nach wurde der Ort durch den Riesen Schletto gegründet, was den germanischen Namen Schlettstadt erklärt. Tatsächlich wird die Existenz der Stadt aber erst ab dem 8. Jahrhundert mit einer karolingischen Kapelle und einer Königspfalz nachgewiesen.

Mit der Ankunft von Benediktinern Ende des 11. Jahrhunderts entwickelte dich Schlettstadt weiter, ehe ihr Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, 1217 den Rang einer freien Reichsstadt verlieh. Der Blütezeit folgte im 15. und 16. Jahrhundert in der Renaissance und der Epoche der humanistischen Lehre.

Bei einem Rundgang durch das historische Zentrum legen viele geschützte Baudenkmäler wie die mächtige St. Fides- und St. Georg-Kirche ein beeindruckendes Zeugnis der Vergangenheit ab.

Als größter Sohn der Stadt gilt der Humanist und Philologe Beatus Rhenanus (1485-1547), Vertrauter und Freund von Erasmus von Rotterdam (1469-1536). Auch die renommierten Drucker jener Zeit, Johannes Mentelin und Mathias Schurer, der Gelehrte Jakob Wimpfeling und Martin Bucer, einer der bekanntesten Theologen der Reformation, hatten ihre Wurzeln in Schlettstadt.

Beatus Rhenanus vererbte Schlettstadt seine kostbare Bibliothek. Heute hat sein Erbe, ein wahres Kleinod mit 1686 Dokumenten, zusammen mit 70.000 Werken aus der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in der Bibliothèque Humaniste in Sélestat seinen Platz. Am 26. Mai 2011 wurde Beatus Rhenanus’ Bibliothek als UNESCO-Weltdokumentenerbe geadelt.

Itterswiller

Nach der Besichtigung der barocken Abteikirche Ebersmünster mit einer Orgel Andre Silbermanns (1678-1734) wurde das Tagesziel Itterswiller erreicht. Ein romantischer Weinort inmitten der Weinberge. Kein Wunder, dass sich nach der Weinprobe bei Winzer Gerard Metz die Stimmung zusehends steigerte. Als dann ein typisch elsässisches, deftiges „Baeckeofen“ auf den Tischen sein Aroma verbreitete und die Geruchs- und Geschmacksnerven anregte, fand ein wunderschöner Tag seinen Abschluss.

Straßburg

Am „Tag der Deutschen Einheit“ stand Straßburg mit dem Sitz des Europäischen Parlaments und dem die Stadt prägenden Straßburger Münster auf dem Programm. Wer das pulsierende Leben der europäischen Metropole ein wenig auf sich wirken ließ und bei der Bootsfahrt das historische wie auch das moderne Straßburg wahrnahm, erkannte deutlich, wie wichtig es ist, die Freundschaft mit Frankreich und ein gemeinsames Europa voranzubringen.

Weissenburg

Auf der Heimfahrt Wissembourg (Weissenburg) links liegen zu lassen, wäre unverzeihlich gewesen. Eine Stadtführung machte deutlich, dass dieses Kleinod an der Lauter, Nahtstelle zwischen dem Elsass und der Pfalz, zu einem erneuten Besuch einlädt. Seine Existenz und Blüte gehen auf die Stiftung eines den Heiligen Peter und Paul geweihten Benediktinerklosters aus dem 7. Jahrhundert zurück, das zu einem der vermögendsten des Heiligen Römischen Reiches zählte.

Mit Münsterkäse, Baguette, einem Gugelhupf und guten Tropfen im Gepäck war es nun Zeit, die Heimreise anzutreten. Aber ... „Elsass, wir kommen wieder!“, schworen sich die Mitglieder des Förderkreises der Städtepartnerschaft e.V. und deren Gäste.

Ein Besuch im Elsass ist ohne kulinarischen Zwischenstopp undenkbar, aber sie geht auch nicht ohne Geschichte und Geschichte geht – zumindest hier – nicht ohne Kirche, daher stellte sich die Reisegruppe dem Fotografen vor dem Straßburger Münster.
Foto: Jansen



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