Eintrittskartenfälschung: Ermittlungen in alle Richtungen

Königstein (pu) – Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) bezeichnete den am Vorabend bekannt gewordenen Betrug durch Eintrittskartenfälschung im Rahmen seines Empfangs zu Ehren des neuen Burgfräuleins als ein „ausgesprochen trauriges Beispiel mangelnder Solidarität“; für den Burgverein als Veranstalter des Burgfestes mutete die ungeheuerliche Angelegenheit wie ein Schlag ins Gesicht an. Entsprechend fassungslos sprach die Präsidentin des Burgvereins, Birgit Becker, von einem „Problem, dass ich in den 15 Jahren, in denen ich dem Präsidium angehöre, in einem so großem Maße noch nie erlebt habe!“

Nach bisherigen Erkenntnissen und entsprechenden Polizeiangaben waren die am Einlass tätigen Kontrolleure am Freitagabend kurz nach Öffnung der Burg auf offensichtlich gefälschte Eintrittskarten aufmerksam geworden, die – nach übereinstimmenden Aussagen der jeweiligen Käufer – an ein- und derselben Kartenvorverkaufsstelle erworben worden seien. Auf diese Weise rückte rasch das Kiosk der Familie Danielian in den Brennpunkt, wo nach Aussage von Dschangirian Danielian bereits gegen 20.30 Uhr die ersten beiden aufgebrachten Kunden aufkreuzten und behaupteten: „Mit den Karten stimmt etwas nicht!“

Tumultartige Zustände

Der Sohn der Kioskbetreiberin fiel, wie er beteuert, aus allen Wolken, ersetzte die Karten in der festen Hoffnung, es handele sich lediglich um unerklärliche Einzelfälle und griff unverzüglich zum Telefon zwecks Kontaktaufnahme zu Mitgliedern des Präsidiums des Burgvereins. Die hatten weitere schlechte Nachrichten, denn mittlerweile hatte die Szenerie vor dem Einlass der Burg tumultartige Zustände angenommen, nachdem immer mehr gefälschte Karten aufgetaucht waren und den Kontrolleuren nichts anderes übrig blieb, als die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen.

Daraus resultierend kam es zu massiven Verzögerungen und Rückstau, sodass Security und Polizei gefordert waren und regulierend eingreifen mussten. „Die dortigen Kräfte sahen sich zum einen Rangeleien und Beleidigungen ausgesetzt, zum anderen wollte zeitgleich eine ganze Gruppe das Festgelände stürmen“, schilderte Burgvereins-Präsidentin Birgit Becker traurig das Geschehen.

Nach den Worten der Polizei sind die Karten zwar relativ gut gefälscht, fielen aber durch anderes Papier und fehlende Sicherheitsmerkmale auf. Das Kommissariat 23 (Betrugskommissariat Bad Homburg) der Polizeidirektion Hochtaunus des Polizeipräsidiums Westhessen hat die Ermittlungen „in alle Richtungen“ aufgenommen. In den nächsten Wochen sollen sämtliche Wege der Karten von der Herstellung in der Druckerei bis zur Verteilung unter die Lupe genommen werden.

Die Liste der Geschädigten ist lang, denn neben dem Veranstalter selbst, sind vor allem die geprellten Burgbesucher betroffen, die sämtlich namentlich am Einlass schriftlich erfasst wurden und sich im Anschluss eine neue, diesmal echte, Karte kaufen mussten, um zum Burgfestgelände zu gelangen. Allen Betroffenen, darunter etliche Jugendliche, die die Karten von ihrem eigenen Taschengeld gekauft hatten, wurde der Rat mit auf den Weg gegeben, sowohl eine Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, als auch bei der Vorverkaufsstelle ihr Glück zwecks Rückerstattung der Kosten zu versuchen.

Die seit zehn Jahren in Königstein lebende Kioskbetreiberfamilie, die seit fünf Jahren Eintrittskarten für das Burgfest verkauft, hat ebenfalls Anzeige erstattet. Bei ihnen hat die leidige Angelegenheit tiefe Spuren hinterlassen. „Für uns ist das Ganze völlig unerklärlich, die Kartenpakete müssen in einem unbeobachteten Moment ausgetauscht worden sein“, zerbricht sich Dschangirian Danielian den Kopf. In den letzten Tagen sei er vielen Anfeindungen ausgesetzt gewesen. „Man hat mich nicht nur fast in meinem Laden verprügelt, sondern ich habe Verlust gemacht, weil ich allen, die zu mir kamen, die Karten ersetzen musste, viel weniger Getränke und Essen verkauft habe und muss außerdem um meinen guten Ruf bangen!“

Zum aktuellen Zeitpunkt möchte er sich nicht zur Zukunft als Vorverkaufsstelle festlegen. „Ich mache das von Anfang an unentgeltlich, weil ich den Burgverein schätze und beim Burgfest unterstützen möchte und habe nun in mehrfacher Hinsicht den Schaden!“

Intensive Recherche

Unter dem Eindruck der Ereignisse waren das Security-Team und der Burgverein am darauffolgenden Tag auf die Betrugsaktion bereits vorbereitet und boten schon im Vorfeld eine Kontrolle der Eintrittskarten auf Echtheit an, sodass es vor dem Einlass ein nicht mehr ganz so großes Gedränge gab. Der Ärger für die Käufer der gefälschten Tickets blieb dennoch. Vertreter des Burgvereins kündigten ebenfalls an, ihrerseits Strafanzeige stellen zu wollen. „Wir werden diesen ungeheuerlichen Vorgang intensiv recherchieren“, erklärte Präsidentin Birgit Becker mit aller Entschlossenheit.

Bis zum Eingang der Pressemitteilung der Polizeidirektion Hochtaunus in der Redaktion der Königsteiner Woche am Sonntagmittag um 12.41 Uhr waren 57 Fälle registriert worden. Diese Zahl wird nicht das Ende der Fahnenstange bleiben. Burgvereins-Präsidentin Birgit Becker wusste am Dienstagmittag schon von fast 200 gefälschten Karten. Endgültige Gewissheit wird man nach Aussage des Betrugskommissariats erst im Laufe der nächsten Woche haben, wenn fundierte Informationen von allen möglichen Anlaufstellen zusammengetragen sind.



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