Charlotte Link vor der Lesung in Königstein: „Taunus ist Heimat“

Erfolgsautorin Charlotte Link sagt: „Das ‚richtige‘ Buch atmet.“

Königstein (red) – LeseLust, der Förderverein der Königsteiner Stadtbibliothek, ist zu Recht stolz, denn er hat die bekannte Romanautorin Charlotte Link für eine Lesung in Königstein gewonnen. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 26. Oktober, um 20 Uhr im Haus der Begegnung statt. Karten sind ab sofort zum Preis von 10 Euro in der Stadtbibliothek, bei der Kur- und Stadtinformation und in der Buchhandlung Millennium erhältlich. Vorbestellungen sind möglich über die Stadtbibliothek unter der Telefonnummer (06174) 932370 oder per E-Mail an stadtbibliothek[at]koenigstein[dot]de .

Charlotte Link, geboren in Frankfurt am Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller. Allein in Deutschland wurden bislang über 26 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. In ihrem neuen Kriminalroman „Die Entscheidung“ entwickelt Charlotte Link eine hoch spannende Story um zwei Menschen, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind und in eine mörderische Geschichte hineingezogen werden, deren Spuren von Frankreich bis nach Bulgarien führen.

Für unsere Redakteurin Elena Schemuth beantwortete die Autorin einige Fragen im Vorfeld ihrer Lesung in Königstein, die neugierig auf die Veranstaltung im Haus der Begegnung machen.

Königsteiner Woche: Sie stellen Ihr neues Buch „Die Entscheidung“ am 26. Oktober im Rahmen einer Lesung im Königsteiner „Haus der Begegnung“ vor. Welche persönliche Bedeutung hat der Taunus für Sie bzw. gibt es hier Erinnerungen, die Sie auch in Ihre Bücher eingearbeitet haben?

Charlotte Link: Meine Bücher spielen meistens in England, das vorliegende Buch, „Die Entscheidung“ in Südfrankreich und Bulgarien. Der Taunus kommt da nicht vor. Persönlich verbindet mich mit dem Taunus die Erinnerung an Kindheit und Jugend, und ich liebe ihn. Erinnerungen an meine Kindheit fließen natürlich in alle meine Bücher ein.

Der Taunus ist für mich die Heimat. Vom Frankfurter Kreuz kommend, in Richtung Bad Homburg/Oberursel fahrend – meine frühere Heimat – ist der Anblick des Feldbergs bis heute etwas, das warme, tiefe Gefühle in mir auslöst.

Königsteiner Woche:
„Normale Menschen“ stehen im Mittelpunkt Ihrer Handlungen. Inwiefern trifft dies auch auf die Handlung Ihres neuen Buches zu? Sehen Sie etwas Besonderes in der Normalität?

Charlotte Link: Ich schreibe gerne über „normale Menschen“, und damit meine ich Menschen, die ein Leben führen wie wir alle, das heißt, es gibt die üblichen Höhen und Tiefen, auch dramatische Vorkommnisse, aber alles findet in einem überschaubaren Rahmen der Sicherheit und weitgehenden Vorhersehbarkeit statt.

In diese kontrollierte Situation tritt das unkontrollierbare Moment, in meinem Fall das Verbrechen. Das, was die Menschen aus der Normalität reißt. Und in dieser Situation werden sie durchlässig. Weil das, was jenseits der vorstellbaren Grenzen liegt, das Leben aus den Bahnen wirft, weil es Menschen demaskiert, weil die Mechanismen, mit denen man eigenen Bildern gefolgt ist und sie nach außen projeziert hat, nicht mehr funktionieren. Und in diesem Augenblick werden sie interessant, weil ihr Innerstes nicht mehr geschützt ist.

Königsteiner Woche:
Wenn Sie ein Buch schreiben, wie gehen Sie da vor? Gibt es einen Plan mit dem Handlungsstrang und den Charakteren am Reißbrett oder entwickelt sich die Story beim Schreiben?

Charlotte Link: Es ist eine Mischung aus beidem. Ich habe einen ziemlich genauen Plan über den Verlauf der Handlung, und ich habe eine Liste der Charaktere und ihrer Eigenschaften. Aber natürlich treten beim Schreiben unvorhersehbare Entwicklungen ein: Eine Figur nimmt andere Züge an als gedacht, die Dramaturgie, die sich abstrakt gut anfühlte, funktioniert nicht, ganz neue Einfälle kommen hinzu und werfen alles um, was man sich vorher gedacht hat. Insofern bleibt es ein ständig neuer, überraschender Prozess.

Königsteiner Woche:
Wie erklären Sie sich, dass viele Menschen lieber ein „richtiges“ Buch in der Hand haben wollen als ein E-Buch. Zu welcher Gruppierung gehören Sie?

Das „richtige“ Buch atmet. Seiten, die man umblättern kann, der Geruch des Papiers, der Druckerschwärze. Ein E-Book ist eine kalte Angelegenheit. Der Inhalt ist aber natürlich derselbe. Ich bevorzuge das richtige Buch, lade mir aber manchmal auf Reisen E-Books herunter. Weil sie leichter zu transportieren sind.

Königsteiner Woche:
Sind die sozialen Medien Ihrer Arbeit zuträglich oder nicht?

Charlotte Link: Sie sind ein wesentlicher Faktor. Über die sozialen Medien verbreiten sich in früher nicht gekannter Geschwindigkeit Neuigkeiten, auch solche über ein neues Buch. Ob sie für meine Arbeit speziell zuträglich sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen; sie sind einfach ein nicht zu vernachlässigender Faktor.



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