Ascan Iredi fordert neues Denken und konsequentes Handeln

Journalist Mario Müller-Dofel (li.), Bürgermeisterkandidat Ascan Iredi (Mitte) und FDP-Vorsitzender Freiherr von Bethmann zeigten sich zufrieden mit der Vorstellung des FDP-Wahlprogramms 2018. Foto: Krüger

Königstein (sk) – Wie macht man einen Kandidaten bekannt, der sich für das Bürgermeisteramt bewirbt, den jedoch die Mehrzahl der Königsteiner Bürger nur von Wahlplakaten kennt? Ein schwieriges Unternehmen, aber auch eine besondere Herausforderung, die der FDP Ortsverband Königstein gerne annimmt, um „ein Bekenntnis zu unserer Stadt abzugeben und um Königstein weiter zu entwickeln“, wie es der Königsteiner FDP-Vorsitzende Alexander Freiherr von Bethmann anlässlich der Vorstellung des Wahlprogramms von FDP-Bürgermeisterkandidaten Ascan Iredi am vergangenen Donnerstag in der Villa Borgnis formulierte. Der Einladung waren rund 50 Besucher gefolgt. Mehr als die Hälfte davon waren nicht Mitglieder der FDP, die den Kandidaten mal aus der Nähe erleben wollten.

Um die Gefahr zu bannen, sein Publikum mit monotonen Wahlkampfansagen zu langweilen oder gar reihenweise Forderungen aufzustellen, wie es bei Wahlkampfveranstaltungen häufig der Fall ist getreu dem Motto „Wünsch-dir-was“, suchte Ascan Iredi professionelle Unterstützung bei dem Journalisten und Medientrainer Mario Müller-Dofel, der ihn in einem 45-minütigen Gespräch interviewte. „Mein Ziel ist es, Ihnen Ascan Iredi persönlich und fachlich näherzubringen und dabei auf das Wesentliche zu achten, da Politiker ja häufig vom Hölzchen aufs Stöckchen geraten“, brach er schmunzelnd das Eis und erntete dafür breite Zustimmung und heiteres Gelächter aus dem Publikum.

Warum stelle die FDP gerade jetzt einen Bürgermeisterkandidaten, was sie bisher noch nie getan habe, wollte der Medienprofi wissen. Die FDP übernehme politische Verantwortung, so Ascan Iredi und er leiste seinen Beitrag daran. „Ich will etwas besser machen“, betonte er und betitelte sein Wahlprogramm richtungweisend und couragiert „Vorwärts“. Christian Lindner habe die Sondierungsgespräche beendet mit den Worten: „Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren“. Wie Ascan Iredi zu einer solchen Aussage stehe, fragte ihn sein Gesprächspartner. Es gebe Kompromisse, die man durchaus eingehen könne, aber es gebe eben auch Grenzen, die man ziehen müsse, um seine Inhalte und Werte nicht zu verraten. Die Bundes-FDP habe diese Grenze gezogen, zwar in einer Form, die er selbst nicht billige, jedoch stehe auch er zu seinen Werten und Inhalten und verstehe deshalb die Entscheidung des Bundesvorsitzenden. Mittlerweile „warm gelaufen“, beantwortete Ascan Iredi die Fragen zu seiner Person, seiner Herkunft und den Gründen für seine Kandidatur locker und sehr sympathisch, ohne dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren. „Mein Vorname Ascan klingt weitaus exotischer als er ist“, erklärte er. „Meine Eltern Stefanie und Werner stammen aus Deutschland“. Gebürtig aus München, in den 90er-Jahren an der Frankfurter Börse mit dem Wertpapiergeschäft gestartet und inzwischen seit vielen Jahren als Fonds- und Portfoliomanager erfolgreich tätig, entschied sich Ascan Iredi vor rund 10 Jahren gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Judith Stahl ganz bewusst für ein Leben in Königstein, weil sie ein fantastisches Lebensgefühl mit dieser Stadt verbinden und sich einfach sehr wohl fühlen. „Alle reden von Überbelastung. Sie aber bewerben sich um das Amt des Bürgermeisters. Warum tun Sie sich das noch an?“, fragte Mario Müller-Dofel ungläubig. 2012 ist Ascan Iredis Vater gestorben. Fast täglich begleitete der Sohn seinen Vater in dessen letzten sechs Lebensmonaten. Diese sehr intensive Zeit habe ihn an Lebenserfahrung reifen lassen. Zeitgleich mit beruflichen Veränderungen sei in ihm der Entschluss gereift, sich sozialer zu betätigen und soziale Verantwortung zu übernehmen. Dies sei der Grund, weshalb er sich zur Wahl stelle. Warum gerade in der FDP, fragte Tobias Müller-Dofel nach, was sein Gesprächspartner mit seinem sozial-liberalen Elternhaus beantwortete. In Königstein gebe es viele drängende soziale Probleme, die es zu erkennen gilt und um die er sich als Bürgermeister zügig kümmern möchte, wie beispielsweise die Kindergarten- und Kinderhortsituation genauso wie die Grundschulsituation in unserer Kernstadt. Die Bürger seien angesichts der jahrelangen Verschleppung von dringend notwendigen Maßnahmen berechtigterweise unzufrieden. Für Schüler und Jugendliche gäbe es in Königstein mit Ausnahme des Chillens in den Parkanlagen keine Freizeitmöglichkeiten. Das möchte er als Bürgermeister ändern.

Endlich in Schwung gebracht, war Ascan Iredi nicht mehr zu bremsen. Nun ging es um sein Wahlprogramm. „Wir machen zu wenig für unseren Stadtcharakter“, lautete seine Stellungnahme. Er beließ es nicht beim Aufzählen der städtischen Schwachstellen wie Leerstand in der hinteren Ladenstraße, hohe Fluktuation, mangelnde Identifikation mit der Region, fehlende Anreize für ein längerfristiges Verweilen von Besuchern oder mangelnde Sauberkeit, sondern bot einen Lösungsansatz: „Wir brauchen ein verantwortungsvolles Stadtmarketing-Konzept für ein attraktives Königstein mit Charakter“. Die Verkehrs- und Parkplatzprobleme lassen sich nach Ansicht von Ascan Iredi aufgrund großer Versäumnisse in der Vergangenheit nicht schnell beseitigen. Aber mithilfe eines verbesserten Verkehrsmanagements sollte der Verkehrsdurchfluss zumindest erleichtert und die Staubildungen reduziert werden können. Zeitgleich setzt sich der Kandidat für ein verbessertes ÖPNV-Angebot ein und unterstützt den mittelfristigen Ausbau des Radwegenetzes. Er meint, der Leerstand der Gewerbeflächen in der hinteren Einkaufsstraße sei in Gesprächen mit allen Eigentümern nach dem Vorbild eines Round Table in den Griff zu bekommen. Konfrontiert mit Zitaten des amtierenden Bürgermeisters Leonhard Helm als Antwort auf frühere Äußerungen Iredis zum heilklimatischen-Kurort-Etikett, stellte der Kandidat unmissverständlich klar: „Gesundheit steht im Vordergrund.“ Und dafür benötige auch das Kurbad ein Refreshment. Eine gesundheitliche Betreuung fehle dort komplett. Dauerhaft müsse ein zeitgemäßes Angebot das Kurbad zu einem attraktiven Ausflugsziel machen. Darunter sei ausdrücklich kein Spaßbad zu verstehen. Aber man müsse öffentlich-private Partnerschaftsmöglichkeiten ausloten. Und bei der Prüfung müsse man durchaus „neu denken“, um ein finanzierbares und verantwortungsvolles Konzept für das Kurbad zu erarbeiten. Gleichermaßen sei der Tourismus zu beflügeln durch einen möglichen Hotelneubau, der mit den Veranstaltungen im HdB korrespondiere. Um den Menschen in Königstein wieder ein Gefühl von Geborgenheit zu geben, nimmt der Kandidat das Thema Sicherheit und Sauberkeit sehr ernst. Private Sicherheitskräfte müssten verstärkt eingesetzt werden und der Ordnungsdienst verdiene eine Aufstockung. „Ja, hier muss man einfach mehr Geld in die Hand nehmen“, bestätigte der Bürgermeisterkandidat.

Die Vereins- und Kulturförderung liege ihm sehr am Herzen. Selbst sehr kunstinteressiert und im Frankfurter Kunstverein engagiert, fordert Ascan Iredi mehr Transparenz in der Vereinsförderung. Wer was kriegt, muss für alle Beteiligten offenkundig sein.

Die Frage nach der Finanzierbarkeit der angedachten Konzepte und Verbesserungen ließ Mario Müller-Dofel nicht aus. „Weitere Grundsteuererhöhungen und Gebührenerhöhungen werden wir vermeiden“, hielt Ascan Iredi fest. „Die Förderung des Gewerbes steht im Focus, um das Gewerbesteueraufkommen zu erhöhen. Deshalb müssen wir für Neuansiedlungen von Dienstleistern beispielsweise aus der Finanzindustrie attraktive Angebote bereithalten.“ Dabei werde die FDP immer – wie auch bisher – auf solide Finanzen setzen und die Finanzierbarkeit von Maßnahmen stets sorgsam abwägen. „Was passiert, wenn es mit dem Bürgermeisteramt 2018 klappt?“, wollte der Journalist abschließend von Ascan Iredi wissen. „Da ich aus Überzeugung antrete und nicht aus Spaß „mal eben so“ für das Bürgermeisteramt kandidiere und dies auch nicht aus finanziellen Gründen anstrebe, werde ich meinen Job aufgeben. Mit meinen Erfahrungen im Management, in der Personalführung und im Projektmanagement werde ich vollzeitig für meine Überzeugungen einstehen und meine Ziele gewissenhaft verfolgen.“



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