Der Altkönig – ein sagenumwobener Taunusberg

Die Zeichnung stammt ebenfalls von Robert Hieronymi und ist zur gleichen Zeit wie das Aquarell entstanden. Hinter der Königsteiner Burg erhebt sich der Altkönig. Rechts im Bild der Falkensteiner Burgturm. Repros: Colloseus

Königstein /Hochtaunus (mc) – Beim Betrachten des nebenstehenden Bildes könnte man auf den ersten Blick fast annehmen, es sei Gott Vater, der zufrieden aber auch nachdenklich auf die von ihm geschaffene Welt herabblickt. Dem Betrachter wird aber schnell klar, dass hier der Altkönig hoch oben im Taunus auf seinem Thron sitzend dargestellt ist. Sein Haupt mit dem langen wallenden Bart ziert eine Krone, die symbolisch die keltischen Ringwälle des Altkönigs aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. zeigt. Das Aquarell wurde 1903 von Robert Hieronymi für Fred. Favre in Frankfurt geschaffen. Durch Erbschaft geriet es später an einen höheren Offizier namens von Stolzenberg.

Das Foto des Aquarells stammt vom Königsteiner Fotografen Franz Schilling. Die Fotoplatte ist leider verlorengegangen bzw. nicht mehr auffindbar. Dass die weithin unbekannte historische Aufnahme nun aufgetaucht ist und den Lesern der Königsteiner Woche präsentiert werden kann, ist der Enkelin von Robert Hieronymi, Roswitha Hofer, zu verdanken. Frau Hofer steht seit einiger Zeit mit Manfred Colloseus in Kontakt. Der in Frankfurt am Main geborene Kunstmaler und Gemälderestaurator Robert Hieronymi (1868-1950) heiratete 1900 Antonie Zehe, die älteste Tochter des hoch angesehenen Königsteiner Kaufmanns Jean Zehe aus der Hauptstraße 25. Robert Hieronymi war u.a. Schüler von Professor Eduard von Steinle am Frankfurter Städel. In der Josefskapelle am Königsteiner Friedhof erinnert noch heute eine Darstellung aus dem Jahr 1909 an Hieronymi. Das in Öl auf eine Metalltafel gemalte lebensgroße Bildnis zeigt den Hl. Josef mit einer weißen Lilie in der Hand. In der Katholischen Kirche in Falkenstein hatte der Künstler bereits 1901 an der rechten Längswand des Schiffes ein prachtvolles Bild, die Heilige Familie darstellend, geschaffen. Beim Abriss der alten und dem Neubau der Kirche 1956 ging dieses Werk leider unwiederbringlich verloren.

Zurück zum Altkönig: Mit 798 Metern Höhe wird der für viele schönste Taunusberg als dritthöchster Gipfel mit seiner markanten Bergkuppe nur noch vom Großen und Kleinen Feldberg überragt. Der Altkönig ist von jeher von Legenden umrankt und geheimnisvoll sagenumwoben. Seine typischen Wahrzeichen sind die zerfallenen Ringwälle, die einst von den Kelten zum Schutz vor Eindringlingen rund um ihre Fliehburg auf dem Altkönig errichtet wurden. Später nahmen die Chatten, von denen die Hessen abstammen, den Zufluchtsort in Besitz, ehe die nach Germanien vorgedrungenen Römer die Ringwälle überwinden konnten und vom Altkönig Besitz ergriffen.

Heute führt über den Altkönig der Europäische Fernwanderweg E1, der am Nordkap beginnend, Deutschland von Flensburg bis Konstanz durchquerend, nach 7.000 km derzeit im süditalienischen Salerno endet. Seine Weiterführung bis Sizilien ist geplant.

Wer auf den Gipfel des Altkönigs möchte, kann ihn nur als Wanderer erreichen. Im Gegensatz zum Feldberg führen keine Straßen auf seine Höhe. Auch seine Vesper muss man im Rucksack mitführen. Auf dem Gipfelplateau angekommen, kann der Wanderer bei guter Sicht seine Blicke weit in die Ferne schweifen lassen. Ich selbst erinnere mich, dass zu meiner Jugendzeit die Katholische Jugend unseres Dekanats am Vorabend des Johannistags am 24. Juni zum Johannisfeuer sternförmig auf den Altkönig wanderte.

1974 erschien im Königsteiner Verlag Philipp Kleinböhl ein kleines Bändchen mit dem Titel „Die Höhle im Altkönig“. Der Verfasser Wilhelm Jung war über zwei Jahrzehnte Mitarbeiter des Kronberger Heimatboten. Viele heimatkundliche Beiträge stammen aus seiner Feder. „Die Höhle im Altkönig“ ist ein Märchen nach alten Heimatsagen. Im Anhang findet sich ein 1927 verfasstes Gedicht von Rudolf Dietz in nassauischer Mundart. Der erst Vers von „Der Aldkeenich“ hat folgenden Wortlaut: „Hoch sitzt en Keenich uff seim Drohn, um ihn die annern Spitze. Er sitzt do manch Jahrtausend schon unn bleibt aach weider sitze. Sein feste Dhrohn schmeißt kaaner um. Die Republik leiht drum erum, sich ihm zu Fieße lechend: Nur er beherrscht die Gechend.“ Für Königsteins Stadthistoriker Hermann Groß wäre es sicherlich ein lohnendes Vorhaben, bei einem Vortrag einen tieferen Einblick in die Geschichte des Altkönigs zu vermitteln.
Manfred Colloseus

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