TSG feiert langjährige Mitglieder

Auch eine Fahne hat eine Seele“ findet Präsi Pöschl, daher musste das gute Stück mit den Ehrenurkundenbesitzern zusammen auf das Foto.

Foto: Friedel

Falkenstein (hhf) – „An so ein Jubiläum hat eigentlich keiner gedacht“, bei Vereinsgründung ging man wohl noch von anderen Lebenszyklen aus, so zumindest die Vermutung von Jörg Pöschl. Unter seiner Leitung aber hat man sich in der TSG Falkenstein längst mit dem Thema auseinandergesetzt und auch für die – in diesem Jahr zwar nicht zum ersten Mal, aber dafür gleich vierfach zu ehrende – 60-jährige Vereinsmitgliedschaft eine Lösung gefunden. Nebst diamantener Nadel steht den Jubilaren die Erhebung in den Stand von Ehrenmitgliedern zu, die freilich neben Rechten auch Pflichten haben, unter anderem, regelmäßig dem Vorstand zu huldigen ...

Wer die TSG kennt, weiß, dass es dort sehr familiär zugeht und auch, dass der Vereinsvorsitzende Jörg Pöschl – obgleich nicht immer unumstritten – auf jeden Fall humorvolle und ebenfalls geradezu väterliche Worte auch für Mitglieder findet, die deutlich älter sind als er. Unterstützung findet er dabei aber auch reichlich in den eigenen Reihen, so hatte Familie Metz zum Beispiel in diesem Jahr die Tüten, in denen zur Mitgliederehrung je nach Verdienstgrad Wein, TSG-Gläser oder TSG-Uhren zweckmäßig zum Heimtransport verpackt waren, liebevoll und persönlich verziert. Dazu gab es unverpackt Blumen, Urkunden und Nadeln (leider keine silber-gold-gestreiften für 40 Jahre, daran arbeitet man noch), die der Präsident im Beisein von Bürgermeister Leonhard Helm persönlich ansteckte, was findige Mitglieder zur Füllung ihrer Brusttaschen mit reichlich Taschentüchern veranlasste, um unnötige Verletzungen zu vermeiden. Die Ehrenmitglieder erhielten darüber hinaus jeweils einen Schnupper-Gutschein für die „Herrengymnastik-Gruppe Ü60“, deren Teilnehmer von großer Geselligkeit zu berichten wussten – „aber vorher muss es weh tun“.

Solche Geschenke haben wohl auch mit der Tatsache zu tun, dass nicht jeder Geehrte auch ein Qlympiasieger sein muss, da war der Vorsitzende in seinen Laudatien schonungslos, doch es gibt ja auch noch andere Verdienste um den Verein, die zählen notfalls sogar mehr. Der erste „Sechziger“ allerdings durfte sich einzig über Lob freuen, musste es allerdings teilen: Peter Schmied galt als aktiver Fußballer einiges, verdiente die wahren Meriten aber mit einer „legendären Zeit“ als Betreuer des Vereinsheims, wozu allerdings die Ehefrau einen beachtlichen Teil beisteuerte.

Helmut Kempf – seine Familie ist eine „feste Größe im Verein“ war hingegen „nicht sehr fußballerisch geprägt“, glich das aber durch stetige Greifbarkeit für Vereinsaktivitäten vor allem auch im „Bewirtschaftungsausschuss für Feste“ aus. Ebenfalls „nicht von überbordendem fußballerischen Talent gesegnet“ erwies sich Karl-Erich Giese, der dennoch mutig stets bei Krankheitsfällen für die Kollegen der ersten Mannschaft einsprang. „Solche Mitglieder braucht ein Verein auch“, hier hob Pöschl auf die Hilfsbereitschaft auch im Hintergrund ab, für Kartenvorverkauf im Büro und dortige Kopieraktionen auch spät in der Nacht: „Er personifiziert Falkenstein noch und nöcher“. Mit Peter Majer-Leonhard wurde dann wieder ein Mitglied geehrt, das zwar auch kräftig zum Gelingen von Festen beigetragen hat, aber auch als „fliegender Torwart“ Punkte auf dem Sportfeld geholt hat. Möglicherweise hat daran ein Mädchen namens Lilo aus dem Badischen Anteil, das den Torwart regelmäßig auf kürzeste Distanz hinter dem Netz anfeuerte und heute mit seinem Namen im Ehering bereits langjährige Ortsvorsteherin von Falkenstein ist.

Dass Sport nicht vor allen Fährnissen des Lebens schützt, musste leider im Falle von Rudolf Danzer zur Kenntnis genommen werden, der die Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft wegen einer Herz-Operation nicht selbst entgegennehmen konnte. Dafür gab es aber die befreiende Mitteilung, dass er sich schon auf dem Weg der Besserung befindet und demnächst in Reha geht, die guten Wünsche an ihn drückten die Anwesenden in einem großen Applaus aus.

Die Kategorie „40 Jahre Mitgliedschaft“ ging komplett an die Damenwelt, vertreten durch Natalie Krimmel und Renate Herberholz. Natalie ist schon kurz nach der Geburt von Vater Walter angemeldet worden, der auch in Vertretung ihre Ehrung entgegennahm, denn die Tochter befand sich auf einem Malteser-Ausbilder-Kurs in Trier und erwarb damit gerade eine Qualifikation, die man im Sportbetrieb auch gut gebrauchen kann. Renate Herberholz dagegen hatte Walter Krimmel im Auto mitgebracht, sie hat nicht nur die Mitgliedschaft für ihren verstorbenen Ehemann weitergeführt, sondern jahrzehntelang auch als Stadtverordnete stets die Vereinsinteressen vehement vertreten.

Bei den Würdenträgern für 25 Jahre hatte schließlich doch noch die moderne Berufswelt zugeschlagen, drei von vier waren verhindert, nämlich Heinrich Krieger, Hendrik Mangold und Manfred Fehnl. Einzig Professor Dr. Eberhard Schott war extra aus dem Spessart (nähe Aschaffenburg) angereist und musste dringend auch etwas klarstellen: Er war als Kind schon neben dem alten Sportplatz in Falkenstein aufgewachsen und in den 1970er-Jahren sogar im Vorstand der Fußballer gewesen. Seine Mutter hatte es während seiner Studienzeit in Frankfurt allerdings abgelehnt, weiter offenbar sinnlose Mitgliedsbeiträge für ihn zu bezahlen, weshalb sich seine ununterbrochene Phase der Mitgliedschaft drastisch verkürzt hat, die aber nun mal ausschlaggebend ist für die vereinsinternen Ehrungen. Hätte er doch bloß weiterhin im Hotel Mama gewohnt, aber dann wären die Fahrtkosten im ÖPNV wohl explodiert.



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