Lesen heißt auf Wolken fliegen…

Falkenstein (js) – Wer kennt ihn nicht, diesen Moment, in dem man alles andere um sich herum vergisst und tief versunken in seine Lektüre ist? Lesen ist zweifellos etwas ganz und gar Wundervolles, weil es die Seele beflügelt und es sich dabei um ein Medium handelt, das uns Türen zu einer anderen Welt öffnet. Mit einem guten Buch können wir nicht nur einfach abschalten, sondern es ermöglicht uns auch, in eine komplett andere Welt abzutauchen, in der wir unserer eigenen Fantasie freien Lauf lassen können. Davon abgesehen, ist der Altag ohne die Fähigkeit des Lesens kaum zu meistern. Um Kindern diese tragende Bedeutung ein Stück weit näher zu bringen, startete auch dieses Mal wieder der mittlerweile bundesweite zehnte Vorlesetag unter dem Motto „Komm, ich lese dir etwas vor“, dem auch die Falkensteiner Grundschule gefolgt war.

Dem besonderen Tag zu Ehren stimmt man am Morgen auch das dazu passende Lied „Lesen heißt auf Wolken fliegen“ an, das auch gleichzeitig als Begrüßungssong für einen besonderen Ehrengast gedacht war. Anlass war der Besuch von Dorothea Henzler, ehemalige Kultusministerin (2009 bis 2012), die sehr zur Freude der Kids an diesem Tag das Vorlesen übernahm. „Vorlesen ist etwas ganz Wichtiges und besonders Schönes“, konstatierte sie und wollte auch sogleich mit den Schülern zusammen der Sache auf den Grund gehen. Anders als beim Fernsehen, wo alle die gleichen Bilder einfach vorgesetzt bekämen, könne man sich im Buch seine eigene Vorstellungskraft zu Nutze machen. Lesen zu können habe aber auch noch einen ganz anderen entscheidenden Vorteil, so die dreifache Mutter und mittlerweile auch schon sechsfache Großmutter. Aber auch im täglichen Leben sei Lesen von unermesslichem Wert. „Stellt euch vor, ihr steht bei Mc Donald‘s und könnt nichts zu essen bestellen, weil ihr die Speisekarte nicht lesen könnt.“

Richtig mucksmäuschenstill war es schließlich beim Vorlesen in der großen Eingangshalle des Schulgebäudes, wo alle wie gebannt und voller Begeisterung den lustigen „Siebenundzwanzig Suppengeschichten“ und „Achtundzwanzig Lachgeschichten“ von Autorin Ursula Wölfel lauschten. Die niedlichen Geschichten, wie beispielsweise jene vom Kind, das immer lachen muss und damit sogar die grimmigsten Leute auf der Straße ansteckt, brachte selbst die Erwachsenen zum Schmunzeln, die sich sicherlich bei dieser Gelegenheit auch ein wenig an ihre eigene Kindheit erinnert fühlten, sind doch mit diesen Büchern schon so einige Generationen groß geworden. So auch die Kinder von der ehemaligen Kultusministerin, was wohl auch ausschlaggebend dafür gewesen sein mag, warum ihre Entscheidung gerade auf diese Exemplare gefallen ist. Eine gute Wahl hatte sie jedenfalls getroffen, denn die Kids bettelten regelrecht um eine Zugabe, die sie als Belohnung für das ruhige und ausdauernde zuhören, das selbst Rektorin Susanne Abels-Pintzke in höchsten Tönen lobte, auch allemal verdient hatten. „Mir hat das Lesen mit euch sehr viel Spaß gemacht“, gestand Dorothea Henzler. Als kleines Dankeschön für die gelungene Lesestunde überreichte die Schulleiterin dann auch im Namen aller eine kleine Topfpflanze. „Das Lesen war heute mal nicht zum Einschlafen gedacht, sondern viel eher ein Wachmacher“, bemerkte sie schmunzelnd und war mit ihren Schülern ganz einer Meinung. Damit war der Vorlesetag jedoch längst noch nicht für die begeisterten Leseratten beendet. Als zusätzliches Highlight gab es zudem nämlich noch ein Geschichtenlesen in so genannten Lesegruppen, in die sich die Grundschüler je nach Alter einwählen konnten. Aus insgesamt 14 verschiedenen Büchern wurde vom gesamten Kollegium sowie von zahlreichen Eltern und darunter sogar einem Opa in den einzelnen Klassenräumen vorgelesen, was für einen, in der Tat, schönen Ausklang des Vorlesens sorgte. Dabei sorgten noch die farblich witzigerweise auf die einzelnen Gruppen abgestimmten Eintrittskarten für ein besonderes Leseerlebnis. Es sei noch darüber zu befinden, so Susanne Abels-Pintzke, ob der vorangegangene Vorlesetag Auftakt werden könne, um Vorlesen in Lesegruppen als Ritual zu etablieren. Ob diese angedachte Testphase auch tatsächlich realisiert werde, hänge primär vom bekundeten Interesse der Kinder ab.

Die frühere hessische Kultusministerin Dorothea Henzler las den Falkensteiner Schülern vor.

Foto: Schnurawa



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