Die Fahne der TSG ist 125 Jahre alt

Nahansicht der Fahne. Foto: Friedel

Falkenstein (hhf) – „Wir machen die Ehrungen nicht mehr auf der Hauptversammlung, die wird dann nämlich so lang und die Jubilare gehen mehr oder weniger im Zeitdruck unter“, so erklärt der TSG-Vorsitzende Jörg Pöschl die unübliche Aufspaltung in zwei grundlegende Termine im Jahresablauf seines Vereins. Das bedeutet dann aber auch, für die an sich nicht besonders lange Ehrungszeremonie ein passendes Rahmenprogramm zu finden, möglich ist die Integration in einen anderen offiziellen Anlass oder eben auch eine eigene Veranstaltung.

Gewissermaßen unter der Erfahrung eigener körperlicher, sportlicher Erfahrungen ist dem Sportvereinspräsidenten dann die Idee gekommen, wie das Programm 2017 abgerundet werden könnte: Zum Deutschen Turnfest in Berlin im Sommer dieses Jahres hatte er beschlossen, mit der lange schon in einem Glaskasten verwahrten Vereinsfahne teilzunehmen. „Was ist denn die Fahne heute noch? – Ein Utensil, das im Schrank hängt, früher war sie mal das Zentrum des Vereins“, so seine Beweggründe, das textile Emblem wieder einmal zu lüften. Einmal aus dem Kasten geholt, schaute man sich das gute Stück dann näher an und auch die Schleifen und Fahnennägel, die von der Teilnahme an früheren Veranstaltungen Zeugnis ablegen. Das machte wiederum Lust auf einen Blick in die alten Protokollbücher.

Am 16. April 1882 war der Turnverein Falkenstein gegründet worden, 1890 kam es nach Streitigkeiten zur Gründung der Falkensteiner Turngesellschaft. Die brauchte noch einmal zwei Jahre, bis die 30 Jungfrauen, die den Verwalter der Fahnenkasse unterstützten, die 500 Mark eingesammelt hatten, die ein solches Schmuckstück kostete. Mit zunächst einem Fass Bier im Gasthaus Wolf und später einem zünftigen Fahnenweihe-Fest wurde das Gute Stück schließlich willkommen geheißen – und das ist eben nun 125 Jahre her. Allerdings vereinigten sich die beiden Turnergruppen der Falkensteiner 1905 wieder, weshalb die Fahne umgearbeitet werden musste. Spuren dieser Änderung sind bis heute zu erkennen, aber auch allerlei Gebrauchsspuren, denn „in der wilhelminischen Zeit wurde die Fahne viel herumgetragen“.

Aus Angst vor dem Verlust verwahrte man das edle Emblem zum Ende des Zweiten Weltkrieges in ständig wechselnden Verstecken auf, dazu zählte zum Beispiel auch ein „Erddepot“ im Vorgarten. Im Anschluss trat die Bedeutung der Vereinsfahnen allgemein in den Hintergrund, gerade in Falkenstein widmete man sich aber auch mehr dem Fußball als dem Besuch von Turnfesten. Die letzte „Schleife“ stammt aus dem Jahr 1963 und kommt aus Frankfurt. Großen Dank schuldet die TSG in diesem Zusammenhang ihrem 1998 verstorbenen „Turnvater“ Heinrich Dietz, der von den späten 20er-Jahren bis ins Jahr 1997 große Teile des Vereinsarchivs und damit auch die Fahne bei sich zu Hause aufbewahrte.

Ab der Mitte der 90er-Jahre war das gute Stück immerhin aus dem Archiv geholt worden und fortan im Bürgerhaus zu sehen, Horst Zimmer und Walter Krimmel hatten dazu eine notwendige Restaurierung spendiert. So herausgeputzt ziert sie seit 1997 wieder die Hauptversammlungen und hat inzwischen einen eigenen Schaukasten im Vereinsheim der TSG. Konservativ oder traditionsreich? Das wollte Jörg Pöschl gar nicht entscheiden, er stellte dagegen: „Es gibt nur noch wenig Vereinsfahnen.“ Allein deswegen will er dafür sorgen, dass die Fahne noch lange erhalten bleibt und „sie ab und zu zu Festen mitnehmen.“ Damit es dann auch richtig gut aussieht, bekam das Vereinszeichen schließlich eine neue Schleife umgehängt, anlässlich der 125-Jahrfeier seines Bestehens.



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