Käthi Lauer zum Hundertsten

Ein fröhlicher Mensch, den man immer nur lachend kennt. Ein Mensch, der fröhlich durch den Tag geht, der von sich sagt: Ich brauche keinen Arzt, der von sich sagt: Ich habe ein schönes Leben gehabt. Die Rede ist von Käthi (Katharina) Lauer, die am 10. März ihren hundertsten Geburtstag feiern wird. Das Leben nur in der Vergangenheit betrachten: Nicht nur Käthi Lauer, auch ihre Mutter wurde 102 Jahre alt. Und wie es aussieht, wird Käthi die Mutter noch um einige Jahre überholen.

Als sie 1919 im Haus Mühlstraße 17 im ersten Stock geboren wurde, dem Haus ihrer Eltern, war ihr vom Schicksal auch vorbestimmt, dass sie hundert Jahre in dem Haus am Liederbach leben würde. Als Kind, als Teenager, als Mutter, Großmutter und nun als die alte Dame, die man immer wieder bei kurzen Spaziergängen mit Hilfe des Rollators in der Mühlstraße sieht, die ein beneidenswertes Gedächtnis hat, die Erinnerungen hervorsprudelt und hundert Jahre Kelkheimer Geschichte erlebte.

Geburtsjahr 1919. Schülerin in Kelkheims Volksschule zusammen mit dem Klassenkameraden Josef „Seppl“ Becker, den sie auf Anhieb auf dem Klassenfoto identifiziert, der ein treuer Besucher an ihren Geburtstagen war. Mit Freude las sie das Buch über ihren damaligen Klassenkameraden – Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Und klar, auf dem Ausflugsfoto zum Rotildistein identifiziert sie den Klassenkameraden genau so sicher.

Vergangenheit, Kelkheim hat sich verändert. Nicht zum Schlechten, meinte sie. Da fällt der Blick auf die Neubauten am Liederbach, auf das Hochhaus an der Mühlstraße, vor allem auf die Häuser der Nachbarn, die hier echte Nachbarschaftshilfe praktizieren. Es wird für die alte Dame, die sich morgens ihr Frühstück noch selbst richtet, gekocht. Man schaut mal schnell rein, um nachzusehen, wie es der Käthi geht.

Dann ist immer Zeit für einen kurzen Plausch, auch über vergangene Zeiten, damals, als Käthi nach der Schule 1933 als junges Mädchen in die Gewerbebank in die Lehre ging, die dann Volksbank in Münster wurde. Dort stauten sich oft die Kunden vor ihrem Schalter. Kein Wunder: Sie kannte so gut wie alle Kontonummern auswendig und füllte so im Handumdrehen lästige Formulare aus. Ihr erster Chef Villas war auch Turnwart in Kelkheim. So wurde sie ans Vereinsleben gewöhnt.

Um sich um ihre Mutter Anna Schick, geborene Finger, zu kümmern, gab sie die Arbeit in der Volksbank auf. Ihr erster Mann Uhrig fiel im Krieg, und sie heiratete im Oktober 1949 Ernst Lauer. Auf dem Bild oben mit dem Hochzeitsfoto.

Mit Ernst Lauer tauchte sie mehr und mehr in das Kelkheimer Vereinsleben ein. Tanz-Sport-Club Fischbach, Kirchenchor, Kolping, Kegeln, jahrzehntelang das Wandern am Mittwoch. Zuerst drei Stunden wandern, dann eine Stunde Kaffee trinken. Später dann, so lacht Käthi Lauer ins sich hinein, waren es drei Stunden Kaffee trinken und eine Stunde wandern. Auch einmal die Woche morgens um sechs Schwimmen im Freibad gehörte genauso zum Leben.

Heute kümmert sich zweimal in der Woche die Tagespflege um die Hundertjährige. Und beim DRK ist sie auch einmal in der Woche Gast.

Lange Tage? Abends das Fernsehen. Sport und Sendungen mit hübschen Landschaftsbildern gehören zu ihren Favoriten. So kommt die Erinnerung an das Berg-Wandern früher zurück. Und dann natürlich das Blättern in alten Alben zusammen mit den Söhnen und Tochter, wobei dann immer wieder alte Geschichten auftauchen, Viele, viele liebe Erinnerungen, wie auch das Händeschütteln mit dem Papst im Vatikan anlässlich einer Fahrt nach Rom.

Neulich waren die Enkel bei ihr und blätterten mit der alten Dame in den Alben.

Da wir dann auch wieder die Geschichte vom Potsdamer Onkel wach, der morgens um sechs bei seinen Besuchen die Nachbarschaft weckte.

Heute schläft die alte Dame lieber bis um halb zehn. Ohne Potsdamer Trompetenklang, und fit für einen ganzen Tag.

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