Straßennamen brauchen nicht Schall und Rauch zu sein

Namen, Straßennamen gar – da ist manches zuweilen nur Schall und Rauch. Die Namen von gestern, wer kennt sie heute noch und wenn überhaupt, dann hat sich der eine oder andere Kelkheimer Gedanken darüber gemacht, was es denn mit dem Ludwig-Schäfer-Weg auf sich hat, oder mit der Andreas-Faust-Straße und man auch getrost nach dem Roteldisweg fragen und wird von neunzig Prozent der Kelkheimer keine passende oder befriedigende Antwort bekommen. Ganz abgesehen davon, dass diese Namen möglicherweise im Lauf der Zeit an Bedeutung verloren haben, vielleicht deshalb, weil ihr Wirken für die Allgemeinheit inzwischen von anderen bedeutenden Persönlichkeiten abgelöst wurde. Das mag man als Hintergrund sehen für eine Aktion, bei der zweimal der Name Kleipa eine Rolle spielt. Einmal Torsten Kleipa als Leiter des Ordnungsamtes, damit auch für die Straßennamen zuständig, und dann Dietrich Kleipa, Kelkheims Stadtarchivar, der sich mit den geschichtlichen Unterlagen beschäftigte, damit viele Kelkheimer Straßenschilder jetzt einen kleinen Zusatz erhielten, auf dem in gedrängter Form erklärt wird, was es denn mit dem Namensgeber der Straße auf sich hat. Wie zum Beispiel Roteldisweg. Nun, der Roteldisstein, der hier Namensgeber war, stammt aus dem 7. Jahrhun

dert und war ein Grabstein auf dem Friedhof Hof Gimbach, heute in der Fisch
bacher Dreifaltigkeitsskirche.
Oder Rotlintallee: Es war die fränkische Adelige Rotlint, die im Jahre 874 Güter und Hörige in Hornau an das Frankfurter Stift schenkte. Mit eine Linde hat der Name also nicht zu tun.

Ganz dicht an die Gegenwart rückt der Name Schwester-Esdras-Weg in Ruppertshain, übrigens auch ein Thema in der Ruppscher Fassenacht. Hier wird der Franziskanerin Schwester Esdras gedacht, die von 1949 bis 1982 als Gemeindeschwester in Eppenhain und Ruppertshain tätig war. Ihr segensreiches Wirken ist vielen Einwohnern dieser beiden Stadtteile noch ein Begriff.

An den Möbelfabrikanten Wilhelm Dichmann wird sich auch noch so mancher erinnern, an den Unternehmer der Kelkheims größtes Möbelwerk gründete. Der Name Gagern taucht hin und wieder in lokaler Geschichte der Neuzeit auf. Nicht nur der Gagernsteine wegen, oder des geschichtlichen Gagernweges, sondern als Eigentümer des Hornauer Hofgutes zwischen 1818 und 1866.

Um den einen oder anderen Namen ranken sich natürlich auch Geschichten, Erzählungen wie zum Beispiel um den kanigen Ofterdingen, der angeblich nach dem verlorenen Sängerstreit auf der Wartburg seine Tränen darüber in der Ofterdingen-Höhle in Hornau fließen ließ.

Andreas Faust war Lehrer in Fischbach (1888-1932). Er starb 1952. Dr. Eugen Egenolf war Arzt in Kelkheim. An ihn, der Patienten bis nach Schlossborn betreute, erinnert auch noch die volkstümliche Bezeichnung „Doktorberg“ für den unteren Teil der Gundelhardstraße.

Philipp Kremer war der erste hauptamtliche Bürgermeister in Kelkheim. Damals, im Jahr 1900, hatte Kelkheim 1.247 Einwohner. Heute sind es ein paar mehr…

Noch einmal Rotlintallee: Sie hieß im Volksmund auch „Chaiseweg“ der Kutschen der Gagerns wegen, die hier entlang- rollten, den Zwetschgenbäumen entlang, die hier wuchsen. Deshalb auch „Quetscheallee“. Therese Freiin von Breidbach-Bürresheim (1851-1883) galt als große Freundin der Hornauer Armen, Kranken und Kinder. Daher der Name Theresenstraße.

Viel Geld muss Versicherungsvertreter Ludwig Schäfer verdient haben. Er übernahm als Anwohner die Straßenausbaukosten der Gemeinde. Im Zeichen der heutigen Anlieger-Kosten-Diskussionen ein Traum…

Und dann der Name Adolfshöhe. Hier wurde 1906 auf Anregung des Vorsitzenden des Hornauer Taunusklubs, Lehrer Weller, eine Eiche gepflanzt und ein Gedenkstein gesetzt. Beides galt dem 1905 verstorbenen Großherzog von Luxemburg. Die „Adolphseiche“ und der Gedenkstein sind längst Vergangenheit. Wie die Hornauer Zeiten der Luxemburger.

Also, wenn man in Zukunft auf einen Straßenname stößt, den man nicht deuten kann – man wird sich an kleinen Schildchen informieren können. Wir glauben nicht, dass diese Aktion auf Straßennamen wie Wiesenstraße, Mozartstraße, Frankfurter Straße oder Königsberger Straße ausgeweitet werden braucht. Aber Auf der Herrnmauer?

Kultur/Soziales

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