Mal berühmt – mal berüchtigt Nassauer Köpfe

Nach der mit so viel Erfolg beendeten Karolinger-Ausstellung im Museum Kelkheim eröffnet Bürgermeister Albrecht Kündiger heute Abend um 19.30 Uhr eine weitere Ausstellung, die eng mit Kelkheim und der Region verwoben ist. Unter dem in der Überschrift aufgeführten Titel soll sich hier dem Besucher die an Napoleon folgende Zeit zwischen 1806 und 1866 erschließen, die Zeit des Herzogtums Nassau. Zwischen der damaligen Zeit und heute liegen zwar bereits schon wieder zwei Jahrhundertwenden, aber der Name oder Begriff Nassau hat sich nach wie vor im Sprachgebrauch erhalten, nicht zuletzt auch durch den „Nassauer“, der es sich gern auf Kosten anderer gut gehen lässt, obwohl der Ursprung dieser Bezeichnung eher im Dunkeln liegt, auch wenn behauptet wird, in Göttingen habe es einen Studententisch für Studenten aus dem Nassauer Land gegeben, wo sich die jungen Studiosi es gut gehen lassen konnten.

Doch wichtiger ist wohl, dass sich der Name Nassau in vielen anderen Begriffen bis in die heutige Zeit fortgesetzt hat. Es gibt den Nassauer Hof, mehrere Höfe, es gibt die Nassauische Sparkasse, die Evangelische Landeskirche von Hessen und Nassau, Nassauer Pils und sicherlich noch anderes mehr.

In dieser Sonderausstellung des Museums Kelkheim in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Wiesbaden, die noch bis zum 13. Dezember zu sehen sein wird, haben vor allem der Vorsitzende des Museumsvereins, Rüdiger Kraatz und Museumspädagogin Marianne Bopp eine Fülle von Informationen über das Fürstentum Nassau zusammengetragen, zu dem Kelkheim einstens gehörte und das eng mit der Familie von Gagern verbunden ist, da einer der Gagern Minister im Herzogtum Nassau war, ein anderer Gagern lange Zeit in Wien beim Wiener Kongress dabei war.

Viele Verbindungen des Hauses Nassau sind in Europa verzweigt. Auch die Luxemburger Herzöge haben hier Wurzeln und vor allem die Niederlande, deren König ja ein Oranje aus dem Hause Nassau ist.

Das Herzogtum Nassau gehörte zum, von Napoleon ins Leben gerufenen, Rheinbund. Auch wenn das Herzogtum Nassau napoleonischen Ursprungs ist, oder auch gerade deshalb, ergaben sich in dieser Zeit viele politische und soziale Änderungen, wie zum Beispiel die Abschaffung der Leibeigenschaft. Entwicklungen im Bergbau, in der Forstwirtschaft und im Gesundheitswesen gehen auf das Herzogtum Nassau zurück.

Von Preußen annektiert hat sich doch viel Nassauisches erhalten. Darüber gibt diese Ausstellung Auskunft. Nicht zuletzt auch über mehr oder minder bekannte Köpfe, die in der Zeit des Herzogtums Nassau lebten. Es muss nicht immer der Bückler sein, der Schinderhannes.

Auch heutige bekannte Namen haben ihren Ursprung in der damaligen Zeit, wie zum Beispiel Fresenius oder die Zunft der Badeärzte, wobei der Blick auf das „gemeine Volk“ nicht zu kurz kommt.

Dies alles haben Marianne Bopp und Rüdiger Kraatz mit einer Fülle von zeitgenössischen Bildern garniert, sodass hier wieder eine informative Ausstellung zusammengestellt wurde, die Politik, das Leben zur Zeit der Nassauer und die Menschen illustriert. Adlige Damen, Wissenschaftler, Politiker, böse Buben finden sich hier an den Wänden neben einem Napoleonbild aus dem Dom von Aachen, als er gesagt haben soll, „Ich bin Karl der Große“. Der Wiesbadener Maulwurffänger ist vertreten, der Limburger Bischof und natürlich auch ein Dorfpfarrer.

Mit der Ausstellung wurde eine Lücke für die Zeit nach den Freiheitskriegen gefüllt. Und siehe: Fischbach, Hornau und Kelkheim waren damals schon Namen, die in den Urkunden auftauchen.

Die Einführung in die Ausstellung besorgt Dr. Torben Giese (Stadtmuseum Wiesbaden).

Man wird auf manche Namen stoßen, die heute noch eine Bedeutung in der Region haben.



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