Leserbrief: „Eingepfercht zwischen Bahn und Gagernring“ - Exklusives Wohnen und Sozialer Wohnungsbau in Kelkheim

In allen Bereichen des Wohnens ist die Lebensqualität maßgeblich mit der Wohnqualität und insbesondere auch der Umgebung der Wohnung verbunden. Der im Artikel „Privater Sozialer Wohnungsbau am Gagernring“ der Kelkheimer Zeitung werbeträchtig angepriesene „Wohnpark von Gagern“ für exklusives Wohnen in Kelkheim liefert diese Lebensqualität augenscheinlich nicht! Das im Bau befindliche erste Gebäude ist eingezwängt zwischen eine der mit am meisten befahrenen Straßen in Kelkheim dem Gagernring und der Bahnlinie: „Frankfurt–Königstein“, mit einem Abstand von jeweils etwa fünf Metern. Die zukünftigen Bewohner im Erdgeschoss werden nach Westen hin mit einer Aussicht auf eine Lärmschutzwand „verwöhnt“, die darüber mit der Geräuschkulisse der vorbeifahrenden Bahn und alle Parteien nach Osten mit dem Fahrzeugverkehr auf dem Gagernring. Insofern erscheint der Begriff „Wohnpark“ als äußerst fragwürdig und zu hoch gegriffen. Hinzu kommt, dass durch dieses Bauvorhaben ein wertvoller Grüngürtel mit Wiesenflächen, Hecken, Büschen und alten Bäumen entlang einer der meist befahrenen Straßen in Kelkheim weichen musste.

In den oben genannten Artikeln wird berichtet, dass angedacht ist, im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus in Kelkheim jetzt nördlich des „Wohnpark von Gagern“ ein weiteres Gebäude in einem wohntechnisch noch engeren, unattraktiven Raum zu errichten. Hierdurch werden wiederum sechs große, wunderschöne, alte Bäume sowie Hecken und Büsche vernichtet und der Grüngürtel entlang des Gagernring wird noch weiter beschnitten.

Es ist umso verwunderlicher, dass alle diese Aktivitäten mit initiiert und getragen werden vom neuen Bürgermeister der Stadt Kelkheim, einem „grünen“ Politiker und der, von ihm gegründeten, „grünen“ Unabhängigen Kelkheimer Wählerinitiative (UKW). Dieser war Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre als Mitinitiator des Widerstandes zum Weiterbau der B8, mit dem berechtigten und lobenswerten Ansinnen „Natur zu Erhalten.“ mit vollen Herzen engagiert. Im September 2010, das heißt vor noch nicht allzu langer Zeit, wurde mit ihm und damals weiteren Aktivisten, unter anderem auch dem BUND, sogar ein Gedenkstein errichtet.

Gerade für diese „Couleur“ sollte der Erhalt der Natur in der Stadt Kelkheim an allererster Stelle stehen und oberste Priorität haben. Es ist zu hoffen, dass der neue Bürgermeister von Kelkheim, die UKW und der BUND jetzt nicht der Argumentation folgen: „Na gut, Sozialer Wohnungsbau, da muss man eben Einiges in Kauf nehmen.“

Sozialer Wohnungsbau in Kelkheim, prima – aber bitte nicht so.

Auf der großen Stadtfläche von 31 Quadrat-Kilometer der Stadt Kelkheim (28.500 Einwohner) lassen sich gewiss ausreichend Flächen finden oder neu erschließen, auch für den Sozialen Wohnungsbau, aber bitte mit einer angemessenen Wohnqualität. Dass dies möglich ist, beweisen seit Jahren die Nachbargemeinden Bad Soden (13 Quadrat-Kilometer 22.200 Einwohner) und Liederbach (Sechs Quadrat-Kilometer, 8.950 Einwohner) mit einem, verglichen mit dem Flächenangebot Kelkheims, weitaus geringeren Boden-Kapital. Hier werden seit Jahren neue, große Flächen für den Wohnungsbau eröffnet.

Es ist bemerkenswert, dass das Parlament den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Am Flachsland“ ohne weitere Diskussion absegnete (siehe „CDU wittert vertane Chance“ im Höchster Kreisblatt, 25.10.2016). Oder sollte dieses auf den ersten Blick gewiss werbeträchtig aufgemachte Projekt, auf den zweiten Blick aber letztlich doch eine eher profitorientierte Unternehmung sein?

Warum nutzt man den geringen Raum, wo seit Jahrzehnten unansehnlich Wohnwagen herumstehen, nicht, einen wirklichen kleinen Park zu verwirklichen: mit dem Erhalt der schönen alten Bäume und einer angepassten Begrünung, um dem Anspruch „Wohnpark von Gagern“ wirklich gerecht zu werden und hiermit gleichzeitig die Wohnqualität aller neuen Anwohner zu erhöhen und den Grüngürtel entlang des Gagernring wenigstens teilweise zu erhalten?

Ich hoffe, nach dem Motto der B8 Gegner (Inschrift des Gedenksteins, siehe oben: „Dieser gemeinsame Erfolg soll künftigen Generationen Mut machen, sich bürgerschaftlich zu engagieren.“), einen Anstoß zu geben, sich für eine stimmige und lebenswerte Wohnqualität und die Erhaltung und den Schutz der Natur in der Stadt Kelkheim einzusetzen.

Dipl.-Ing. Knut Bauer, Am Flachsland 52.



X