Der Erste Weltkrieg: Befreiende Zeichnungen eines Sanitäters

„Das erste Bad nach dem Schützengraben“ – eine so lustige Zeichnung aus dem Ersten Weltkrieg, der Millionen von Menschen umkommen ließ, Soldaten in Flanderns Schlamm, in Verduns Schützengräben und Forts in ganz Europa verrecken ließ. Und dann eine solche Zeichnung aus dem Jahr 1915, die uns jetzt zusammen mit einigen anderen Zeichnungen des späteren Kelkheimer Schreinermeisters Georg Kneup erreichte? Gerti Ufer hatte diese Karten im Nachlass ihres Großvaters gefunden und reichte sie uns weiter, nachdem bei uns der lange Bericht über den Ersten Weltkrieg und die Verbindungen Kelkheims vor dieser Zeit mit England erschienen waren.

Gerade in Zusammenhang mit diesem Bericht lasen wir vorher viele Aufzeichnungen einer englischen Sanitätseinheit, die damals in Flandern eingesetzt war und das ganze Entsetzen dieser fürchterlichen Schlachten durchlebte.

Und Georg Kneup, der als Gefreiter zur 207 Infanteriedivison, zum 25. Regiment, dem 2. Battaillon und der dritten Kompanie gehörte, war damals Sanitäter. Später hat er Gerti Ufer und seinen Verwandten von seinen Erlebnissen erzählt. Und daran erinnerte sich die gebürtige Kelkheimerin jetzt, als das Erinnern an die damaligen Zeiten allgemein wieder auflebte.

Eine lustige Zeit also, die Zeit in Flandern? Bestimmt nicht. Wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt, dann sind solche lustigen Bilder und auch die Bleistiftzeichnungen von Bäumen und den Häusern nur die befreiende Reaktion auf das grauenvolle Erleben. Denn Georg Kneup dürfte es genau so wie den englischen Sanitätern gegenüber ergangen sein, die bis über die Knie im Schlamm steckten und auf einer Bahre Verwundete bergen mussten.

Gerti Ufer: „Er hat erzählt, wie grausam das alles war, in vorderster Linie und er sagte von sich: Ich hatte einen Schutzengel.“

Später bekam der Schreinermeister Kontakt mit den ehemaligen Feinden, als Kelkheim nach dem Ersten Weltkrieg zur franzöischen Besatzungszone gehörte. In dem Haus, in dem Gerti Ufer aufwuchs, in der Frankfurter Straße 23, dicht neben dem Holunderhof, hatten die Franzosen in der Waschküche eine Feldküche eingerichtet. Und da wechselte denn auch schon mal ein Kaninchen, ein Hase, aus dem Stall der Deutschen zu den Franzosen. Der Großvater habe damals zu den Franzosen gesagt: „Aber Kostüm retour“. Womit das Fell des „Stallhasen“ gemeint war.

Das klingt alles etwas versöhnlich. Bleibt die Hoffnung, dass solche versöhnliche Zeiten bleiben – ohne dass man sich unter Umständen auf das „erste Bad nach dem Schützengraben“ freuen muss.

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