Schloßborner Laienbühne begeistert in Traum-Besetzungen

Schloßborn (bm) – Die Türen der Schloßborner Mehrzweckhalle sind noch verschlossen und doch herrscht bereits freudige Erwartung bei den über fünfzig Menschen, die schon auf Einlass warten. Denn heute, am 3. November 2018, feiert „Der Meisterboxer“ Premiere: die Laienspielgruppe um Kilian Marx, Regisseur und Erster Vorsitzender, und Mary Kuhn, Spielleitung, bringt den Schwank von Carl Mathern und Otto Schwarz auf die Bühne und entspricht damit einer Publikums-Umfrage. „Die Leute wünschen sich was Humorvolles“, führt Marx aus und Kuhn ergänzt augenzwinkernd: „Wir haben dieses Mal alle Traumrollen!“

Sekt zur Premiere

Die Gäste des Abends werden von freundlichen Damen mit einem Glas Sekt empfangen, eine schöne Geste, die zur Premierenstimmung ebenso beiträgt wie das ausverkaufte Haus.

Noch ist der Vorhang geschlossen, noch ist der Regisseur entspannt und die Technik gelassen. Doch hinter der Bühne konzentrieren sich die Schauspieler Texte murmelnd, während Requisiten und Kostüme ein letztes Mal geprüft werden. „Hier knistert‘s!“, stellt Dr. Martin Ring von der Technik begeistert fest und Kassiererin Tanja Wojdyno berichtet, wie das Ensemble gerade in den letzten Wochen vor der Premiere zusammenwachse. „Das ist immer eine ganz besondere Stimmung im Team.“

Dann läutet es, Musik wird eingespielt, die Letzten nehmen ihre Plätze ein und Souffleuse Yvonne Mader verschwindet in der Flüsterkiste. Kilian Marx begrüßt das Publikum mit einer launigen, kurzen Rede, dann zeigt das Bühnenbild ein Wohnzimmer der frühen sechziger Jahre, komplett mit Kachelofen, Spitzentischdecke und Fenster-Blattpflanze.

Es ist noch früh am Morgen, aber Kanzleirat Wipperling und vor allem seine Gattin Amalie klingeln bereits Sturm, um dem Sauerkraut-Fabrikanten Friedrich „Fritz“ Breitenbach zum Geburtstag zu gratulieren. Von der Haushälterin um Geduld gebeten, nehmen sie zunächst Platz und die ersten Lacher werden laut, als Amalie – wunderbar intensiv gespielt von Brigitte Klomann – ihrem Mann erklärt, wie und warum er seine Rohkost zu kauen habe. Sodann erscheint die Dame des Hauses, die mindestens ebenso gesundheitsbewusst ist und ihren Fritz gleichermaßen resolut wie stolz überwacht. Denn der brave Sauerkrautfabrikant hat sich nebenher zu einem Meisterboxer entwickelt und unterwirft sich freiwillig seiner Gemüse- und Müsli-Diät.

Geständnis zum Geburtstag

Aber während die Damen sich um den Entschlackungssaft kümmern, verrät das nun hinzugekommene Geburtstagskind Fritz seinem Freund Wilhelm: Alles Schwindel! Er benutzt die Namensgleichheit mit dem bekannten Boxer Friedrich Breitenbach, um ungehindert im Wirtshaus schlemmen zu können. So wird er am nächsten Tag angeblich in der Frankfurter Festhalle boxen, während ihn sein Weg aber tatsächlich nach Sachsenhausen führen wird.

Unterstützt wird er dabei von Rosa, der guten Seele des Hauses, die in alles eingeweiht ist. Mary Kuhn zeigt in dieser Rolle ihre Vielseitigkeit, wenn sie souverän zwischen der Haushaltsperle und der Komplizin wechselt und dabei noch Trinkfestigkeit beweist.

Die Geburtstagsgeschenke sind des Meisterboxers würdig. Dumm nur, dass der vermeintliche Athlet nichts damit anfangen kann. Und Pech, dass die reizende Nachtclubtänzerin Coco – entzückend gespielt und charmant gesprochen von Michelle Lewandowski – ausgerechnet in dem Augenblick hereinplatzt, als Friedrich Breitenbach junior gerade die Boxhandschuhe für seinen Vater anprobiert. Nun hält sie ihn für den Boxer und bedrängt ihn, ihr das versprochene Geld zu geben. Wenn dann auch noch die Tochter des Hauses in Begleitung des echten Meisterboxers anreist, ist das Verwirrspiel komplett und die Katastrophe wird unabwendbar, als der Boxkampf auf den heutigen Abend und in die örtliche Sporthalle verlegt wird.

Lob zur Pause

Doch zunächst gibt es eine halbstündige Pause, in der Speisen und Getränke angeboten und begeisterte Stimmen laut werden: „Ganz toll!“ und „Ein Knüller nach dem anderen!“ Gelobt werden auch das Bühnenbild und die Kostüme, für die in bewährter Manier Michèle Kunz verantwortlich zeichnet.

Auch dem weiteren Backstage-Team – bestehend aus Konnie Schmitz-Herrmann, Miriam und Kathrin Rentschler sowie Anja Horn – gebührt großer Dank. Für den guten Ton sorgen an diesem Abend Martin Ring, Michael Kuhn, Sascha Wojdyno und Johannes Vogel am Mischpult, der bereits am Taunusgymnasium einschlägige Erfahrungen gesammelt hat und für das Team gewonnen werden konnte.

Im zweiten Akt erleben wir Vater und Sohn Breitenbach in arger Bedrängnis. Der Sauerkrautfabrikant Fritz muss Frau und Tochter davon abhalten, den Boxkampf anzuschauen, und Friedrich junior braucht dringend 1.000 DM. Manfred und Florian Kunz (auch im wahren Leben Vater und Sohn!) präsentieren sich glänzend disponiert. Ausdrucksstark in Mimik und Gestik und in herrlicher Spiellaune reizen sie immer wieder zu Lachsalven. Auch Bernd Weissflug, der den zunächst blassen Kanzleirat Wipperling spielt, dreht nun auf und wandelt seinen Wilhelm vom Karottennager über einen frierenden Möchtegernschwimmer zum Rohkostverweigerer.

Auch die resolute Ehefrau und Mutter Adelheid Breitenbach fällt nun von einem Schock in den nächsten: Amalie enthüllt den Diätbetrug der Männer und Tänzerin Coco behauptet, ihr Friedrich wolle nur mit ihr um die Welt tanzen. Da auch der Sohn dieses Missverständnis nicht aufklärt, steht sie vor einem Trümmerhaufen. Cornelia Ernst spielt hier überzeugend mit großer Präsenz und leisen Tönen.

Mut zur Brautwerbung

Ausgerechnet in diesem Moment hat sich der echte Meisterboxer entschlossen, um die Hand von Tochter Lotti zu werben. Thomas Bruhn-Wessel verkörpert den international erfolgreichen Sportler ganz ideal: sympathisch, selbstbewusst, aber höflich. Und Caroline Schädel gelingt die differenzierte Darstellung der braven, aber nun frisch verliebten Tochter.

Das Ganze spitzt sich dramatisch zu, als der vermeintliche Meisterboxer Fritz als triumphierender Sieger von einem Kampf zurückkehrt, der nicht stattgefunden hat. Köstlich die Szene, in der er zunächst seinem Freund Wilhelm in die Arme springt und sich dann vor dem echten Boxer auf den Kachelofen flüchtet!

Nach einer kurzen zweiten Pause kommt es im dritten Akt dann zur glücklichen Auflösung und das Ensemble wird mit zehnminütigem Applaus von einem begeisterten Publikum für die großartige, sehenswerte Leistung belohnt.

Am kommenden Wochenende wird „Der Meisterboxer“ in zwei weiteren Aufführungen zu sehen sein: Samstag, 10.11., 18:30 h und Sonntag, 11.11., 15:30 h. Karten gibt es für 10 Euro bei Schatzinsel Schloßborn, et cetera pp. Glashütten und Gottschalk Colloseus Königstein.

Viel los in der guude Stubb von Familie Breitenbach: Mit dem „Meisterboxer“ bringt die Laienbühne wieder einmal professionell humoriges Theater auf die Bretter.
Foto: Menigat



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