Integration – in Glashütten nicht nur ein Wort

Café International mit dem Freundeskreis Integration – hier kommen alle Nationalitäten und Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen zusammen. Foto: Streit

Glashütten (st) – Was haben Deutsch, Mathematik und Malen miteinander zu tun? Für Barbara Aragall eine ganz einfache Sache. Nachdem sie einigen Flüchtlingen in ihrem Haus im Rahmen der vortrefflichen Arbeit der Integrationsgruppe die Welt der Zahlen etwas näher gebracht hatte, erlaubte sie ihren Besuchern einen Blick in ihr hauseigenes Atelier, wo die leidenschaftliche Malerin ihrem Hobby nachgeht.

Und mit diesem Blick in ihre Malwerkstatt eröffnete sie den Flüchtlingen aus Syrien, Äthiopien und Afghanistan eine neue Welt – eine Welt voller Farben und Fantasie. Wer in einem Land lebt, wo Terror und Verfolgung an der Tagesordnung sind, der hat nicht die Möglichkeit und schon gar nicht den Sinn, sich der Malerei zu widmen.

Barbara Aragall berichtet, dass sie anfangs den jungen Künstlern Zeichenblöcke und Wasserfarben zur Verfügung stellte. Schon schnell bemerkte die Glashüttenerin jedoch, dass sie mit ihrem eigenen Hobby auch ihre Schützlinge begeistern konnte. „Was gibt es Schöneres, als seine Gefühle auf die Leinwand zu bringen“, schwärmt die Künstlerin. So kam es dann auch, dass sie Leinwände und Acrylfarben besorgte, damit richtig gemalt und gearbeitet werden konnte.

Und so unterschiedlich die jungen Menschen sind, so unterscheiden sich auch ihre Bilder. Ahmend malte aus seiner Fantasie einen Strand mit einer schönen Landschaft, Walef hingegen bringt sehr graziöse Malereien auf die Leinwand und Osama verstand es, seine Gefühle auf die weiße Vorlage zu bringen. Eines seiner Werke wurde sogar bei der Künstlerausstellung verkauft. Besonderen Spaß hatten die neuen Künstler daran, im Sommer im Freien zu malen. Und Barbara Aragall berichtet begeistert weiter: „Es ist einfach unglaublich schön zu sehen, mit wie viel Liebe und Begeisterung die jungen Menschen an die Malerei gehen und ihre Ideen, Vorstellungen und Fantasien umsetzen.“ Und so arbeitet sie unermüdlich daran, neues Material zu beschaffen und Termine für Workshops zu organisieren.

Den letzten Workshop veranstaltete sie in den Herbstferien. „Man merkt, wie gut es den Flüchtlingen tut zu malen“, berichtet Aragall. Und so darf man gespannt sein, welch weitere Werke demnächst entstehen werden. Denn weitere Workshops und Malnachmittage hat Barbara Aragall bereits längst geplant. Ein Thema für das nächste Treffen hat sich die Malerin auch schon überlegt: Heimat. Ein Thema, das wieder viele verschiedene Ausdrucksformen in Farben und Gestaltung aufzeigen wird.

Und so emsig und bemüht wie Barbara Aragall sind alle ihre Mitstreiter und Mitstreiterinnen des Freundeskreises Integration Glashütten, ob es um Nachhilfe in Deutsch geht oder um gemeinsame Unternehmungen. So viele Menschen engagieren sich, um den neuen Mitbürgern die Eingliederung und das Zurechtfinden in einem fremden Land und einer unbekannten Kultur zu erleichtern. Zum Beispiel im April dieses Jahres wurde das Café International ins Leben gerufen. In regelmäßigen Abständen treffen sich Mitglieder des Freundeskreises Integration Glashütten mit Flüchtlingen und Glashüttener Bürgern zu verschiedenen Aktivitäten. Im Sommer ging es mit Frau Seeger in das Schloßborner Schwimmbad – eine Erfahrung, die einige der neuen Glashüttener so noch nicht kannten. Selbstverständlich bemühen sich die Mitglieder des Integrationskreises auch darum, dass sich die Flüchtlinge mit der neuen Sprache anfreunden können. Jutta Schmidt hat sich dieser Aufgabe angenommen und bringt ihren Schützlingen die neue Sprache näher. Aber nicht nur gelernt wird bei dem Freundeskreis. Bei den nachmittäglichen Treffen wird gebastelt, gespielt oder aber man unterhält sich einfach nur. Der ehemalige Pfarrer Eckart Seifert hatte bei dem letzten gemeinsamen Zusammentreffen eine ganz besondere Überraschung für alle Teilnehmer vorbereitet. Er brachte den Besuchern das musikalische Märchen „Peter und der Wolf“ von Sergei Prokofjew näher. In mühevoller Vorarbeit hatte er Bilder von den in dem Stück vorkommenden Figuren sowie von Musikinstrumenten ausgedruckt, um das Märchen gemeinsam mit den Teilnehmern zu erarbeiten. Ganz besonders freuten sich über diesen Nachmittag die achtjährige Michaela und ihre gleichaltrige Freundin Amy, die zum wiederholten Male das Café International besuchten: „Peter und der Wolf kennen wir aus der Grundschule. Das finden wir richtig toll.“ Und weiter erzählten sie, dass sie öfters hierher kommen, um mit den anderen Kindern zu spielen und zu toben. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob sie die gleiche Sprache sprechen. So wie die beiden Mädchen durfte an diesem Nachmittag jeder an der Ausarbeitung des Märchens teilnehmen. Und wer doch lieber ein gemütliches Schwätzchen halten wollte, konnte dies bei einer Tasse Tee oder Kaffee gerne tun – denn auch dies bedeutet Integration. Für das leibliche Wohl hatten die Damen und Herren des Integrationskreises wieder hervorragend gesorgt und allerlei leckere Plätzchen, Obst und andere Köstlichkeiten auf einem kleinen Büfett zur allgemeinen Bedienung hergerichtet. Integration – ein Wort, das in Glashütten nicht nur gesprochen und geschrieben wird, sondern vor allem gelebt wird. Alle, die sich für die Arbeit des Freundeskreises Integration Glashütten interessieren, sind herzlich eingeladen, einmal ganz unverbindlich vorbeizukommen. Nähere Informationen findet man ebenfalls im Internet.



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