Akrobatischer Bühnenzauber im Varieté

Hardrock-Musik gibt der rasanten Leuchtshow von Markus Furtner mit seinen Devilsticks einen passenden Klangteppich. Foto: Pfeifer

Von Petra Pfeifer

Friedrichsdorf. Einmal im Jahr verwandelt sich das ansonsten eher nüchterne Friedrichsdorfer Forum in eine Sonderform der Manege. Das ist immer dann der Fall, wenn wieder einmal Zeit für einen ganz besonderen Bühnenzauber ist. Unter der Überschrift „Viva Varieté“ gastierten auch dieses Mal ganz hervorragende Künstler ihres Genres in Köppern.

Nicht mit Schirm und Melone, sondern mit Stock und Zigarre und mindestens so viel Charme wie die britischen Fernsehhelden der 60er-Jahre eröffnete Conferencier Jeton in seiner Eigenschaft als Gentleman-Jongleur den bunten Reigen der Artisten. Und nachdem er gerade noch mit Spiegel- und Ball-Jonglage für jede Menge Ahs und Ohs gesorgt hatte, freute er sich sichtlich, Markus Furtner anzukündigen: „Er ist ein wunderbarer Kollege, der sich den Devilsticks verschrieben hat.“ Eine Beziehung, die ganz offensichtlich von der grandiosen Koordinationsfähigkeit des Friedbergers geprägt ist, der das Publikum gut gelaunt mit seinen nahezu schwerelos wirbelnden Stäben begeisterte. Kein Wunder, gilt Markus Furtner doch seit vielen Jahren als inoffizieller Weltmeister des Devilsticks. „Super!“, lautete also an so manchem Tisch der leise zum Nachbarn geraunte Kommentar, bevor das gesamte gemeinsam Publikum mit kräftigem Applaus seine Anerkennung zollte. Während diese Vorführung mit mächtigen Hardrock-Rhythmen untermalt wurde, waren es lustige Klavierklänge, die die Darbietung von Schnellzeichnerin Carmen begleiteten, die es mit sichtlich viel Schalk im Nacken bestens verstand, die Zuschauer mit ihren ersten Strichen auf ein Flipchart auf eine völlig falsche Fährte des zu erwartenden Bildes führte. Doch was im ersten Moment womöglich leicht frivole Gedanken aufkommen ließ, entpuppte sich letzten Endes als lustiger Hase, augenzwinkernder Charly Chaplin oder struwweliger Albert Einstein.

Bezaubernde Handstandshow

„Nun kommt eine Künstlerin, die aus einer Artistenfamilie stammt und schon mit vier Jahren zum ersten Mal auf der Bühne stand. Sie wird sie in ihren Bann ziehen“, lautete anschließend Jetons verheißungsvolle Ankündigung von Rosalie Held. Tatsächlich war es eine bezaubernde Choreografie voller Harmonie und einwandfreier Technik, die die junge Frau bei ihrer Handstandshow mit Rose zeigte, bevor Jeton einmal mehr mit ausgefeilter Jonglage glänzte. Dieses Mal hatte er sich dem guten Porzellan verschrieben und stapelte vier Tassen samt Untertassen, die er vom Fußrücken aus hinaufschleuderte, auf seinem Kopf, um in der obersten schließlich einen Kaffeelöffel landen zu lassen. „Manche werden sich fragen, wie macht er das – andere fragen sich womöglich aber auch, warum er das macht?“, lautete dabei einer seiner fröhlich-selbstkritischen Kommentare. Und den Kindern empfahl er feixend: „Macht das nicht mit Mamas Geschirr, sondern geht besser in Omas Küche.“

Ebenso gut gelaunt eröffnete der Moderator die zweite Runde nach der Pause. „Ich freue mich, dass Sie so zahlreich geblieben sind“, sagte Jeton lächelnd und kündigte noch einmal Rosalie Held an. Dieses Mal jedoch ließ die Artistin Hula Hoops schwungvoll um Arme, Beine und Taille kreisen und ließ dem Begriff „es dreht sich alles um sie“ eine ganz neue Bedeutung zukommen.

Magie kam ins Spiel, als Jeton mit Unterstützung von zwei „Freiwilligen“ aus dem Publikum einen Geldschein verschwinden ließ, der letzten Endes in einer Zitrone wieder zum Vorschein kam.

Akrobatische Pantomime

Reine Artistik rückte dann das Duo „Kaleidos“ wieder in den Mittelpunkt. Die humorvolle Pantomime war von spielerisch-akrobatischer Hand-in Hand-Akrobatik geprägt, die mit ihrer Leichtigkeit bezauberte.

Für einen persönlichen, leuchtenden Gruß an Köppern sorgte anschließend bei seinem zweiten Auftritt Markus Furtner mit ganz speziellen Devilsticks, bevor die eineiigen Zwillinge Julia und Ele als Duo Elja an die Strapaten traten. Und auch sie wussten das Publikum mit einer rundweg synchronen und präzisen Reise durch die Lüfte mit schön anzuschauenden Körperbildern zu begeistern.

Kein Wunder also, dass das gesamte Ensemble samt Tourneeleiter Dieter Becker beim turbulenten Finale jede Menge Applaus einheimsen konnte.

Frühlingsprogramm im Februar

Weiter geht das ausgesprochen reichhaltige und abwechslungsreiche Frühlingsprogramm, das die Friedrichsdorfer Kulturschaffenden zusammengestellt haben, am kommenden Dienstag, wenn Klaus Späne in Garniers Keller aus seinem Krimi „Mallorca bis in alle Ewigkeit“ liest. „KlassikZeit“ bricht am Sonntag mit dem preisgekrönten Trio „TARS“ an, das um 17 Uhr anlässlich des Festivals des Deutschen Musikwettbewerbs im Rathaus Barockmusik in all ihren Facetten präsentiert.

Am Dienstag, 4. Februar, geht Kabbaratz in der Reihe „KellerKabarett“ mit seinem „Alphabetisierungsprogramm – Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“ dem gedruckten Wort satirisch auf den Grund, und am Mittwoch, 5. Februar, gastiert die A-cappella-Band „Vocal Recall“ unter der Überschrift „Irgendwas stimmt immer“ ebenfalls in Garniers Keller. Im Forum Friedrichsdorf selbst geht es am Donnerstag, 6. Februar, mit dem Musik-Kabarettisten Lars Reichow weiter, der das Wunschkonzert „Best of Klaviator“ darbietet. Und mit einer Live-Multivision entführt Reiner Harscher am Sonntag, 9. Februar, mit „Toskana – Romantik in Terracotta“ in die Heimat von Michelangelo, Raffael und Leonardo da Vinci. Comedian Johannes Scherer gastiert am Mittwoch, 12. Februar, mit „Das Beste aus 20 Jahren“ und zum „KellerSpezial“ wird am Donnerstag, 13. Februar, das Duo „Zu Zweit“ erwartet, das mit „Die wilde 13“ ein ganz spezielles Programm zu seinem 13. Geburtstag zeigt.

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