Vier Gründer kämpfen um die Gunst der Jury

Die Gewinner der „groundr“ Pitch Night sind Hanns-Peter und Denis Cohn von Acticore. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Die Zahl der Unternehmensgründungen in Hessen ist rückläufig. Im Jahr 2018 wurden 1373 Unternehmen weniger gegründet als im Jahr zuvor, meldet der Hessische Industrie- und Handelskammertag in seinem Gründerreport. Umso wichtiger und lobenswerter ist vor diesem Hintergrund das Engagement des gemeinnützigen „groundr“-Vereins, dessen Veranstaltung „Pitch Night Vol. 2.0“ von der Stadt und der Taunus Sparkasse unterstützt wird.

Da die letzte Pitch Night mit 150 Teilnehmern und fünf spannenden Pitches (Präsentationen) von Start-up-Unternehmen im Bahnhof ein voller Erfolg war, fand in der vergangenen Woche die sechste Veranstaltung statt. In der Villa Wertheimber stellten dieses Mal vier Gründer ihre Geschäftsideen vier Juroren und 140 Teilnehmern vor. Auch dieses Mal zeigte sich, dass die Gründerszene innovativer und bunter ist als die meisten Experten wissen. „Wir wollen ein Bewusstsein für Start-ups schaffen und Netzwerke generieren“, sagte Moderator und Initiator Jens Klemann.

Die Gewinner, die bei der Jury und dem Publikum den stärksten Eindruck hinterließen, freuten sich über das „groundr“-Starterpaket im Gesamtwert von 5000 Euro. Es beinhaltet Coachings zur Strategie, Finanzierung, Recht und Steuern sowie Marketingleistungen. Die Jury bildeten Reinhard Kromer-von Baerle, Geschäftsführer peiker International GmbH, Rechtsanwältin und Notarin Mirjam Wagner von der Rechtsanwaltskanzlei Wagner, Oliver Stahl, Senior Director Corporate Affairs Austria, Switzerland und Germany bei Eli Lilly and Company, und Steffen Miller, Geschäftsführer/Managing Director Miller Anlagen GmbH.

Nach vier spannenden Präsentationen mit innovativen Geschäftsideen aus unterschiedlichen Branchen sicherten sich Denis und Hanns-Peter Cohn das Starterpaket. Das Duo sucht für sein 2018 gegründetes Unternehmen Acticore Kapital im mittleren Millionenbereich für den weltweiten Vertrieb. „Inkontinenz ist ein Tabuthema. Betroffen sind allein in Deutschland neun Millionen Menschen.“ Um den nicht sichtbaren Beckenbodenmuskel zu trainieren, haben die Gründer den Game-Controller Acticore samt Übungs- und Auswertungssoftware entwickelt. Die Gründer versprechen nach zwölf Wochen einen Therapieerfolg bei nur sechs Minuten Training pro Tag. Christoph Ebert aus Friedrichsdorf, beim 2017 gegründeten Unternehmen Lasery für die Produktion zuständig, stellte maßgeschneiderte Produkte aus Metall, hergestellt in einer automatisierten Produktion, vor. Zu den Gründern gehörten auch Sven Lüdicke, zuständig für Produktdesign und User Interface, und Martin Poggenclaas, verantwortlich für Sales und Customer Care der Internetplattform für skalierbare Metallprodukte. Auf der Firmenwebsite können Kunden bereits neun hochwertige Produkte aus Metall, Holz und Stein wie Regale, Tische, Hocker und weitere auswählen und inklusive Beschriftung individualisieren. „Aktuell fokussieren wir uns auf die Reichweitenerzeugung, um weitere Kunden zu begeistern. Dies wollen wir gerne mit einem neuen Partner intensivieren, der sich mit 15 bis 20 Prozent am Investment beteiligt.“

Erst in diesem Jahr hat Timur Sirman sein Unternehmen „MagnoTherm Solutions“ gegründet. Er entwickelt und baut mit seinen derzeit sieben Mitarbeitern magnetokalorische Kühllösungen. „HFKW-Kältemittel werden in Europa und weltweit aufgrund ihres hohen Treibhauspotenzials abgeschafft. Erdgas oder neue synthetische Gase als Ersatzkühlmittel sind brennbar und/oder giftig. Co2 als Kältemittel ist wartungsintensiv und für warme Umgebungstemperaturen unwirtschaftlich“, führte er aus.

MagnoTherm entwickelt und verkauft Kühl-Aggregate, deren Technologie bis zu 40 Prozent effizienter sein kann als herkömmliche Gas-Dampf-Kompressionen, ohne schädliche Gaskältemittel zu verwenden. Weltweit gibt es 3,6 Milliarden Kühlgeräte, Klima- und Industrieanlagen. Tendenz steigend, bis 2050 sind es 9,5 Milliarden Geräte. „Bei unseren Kühl-Aggregaten handelt es sich um eine ganz neue Technologie mit weniger Stromverbrauch und langen Lebenszyklen.“ Das für die Aggregate benötigte Material stellt die Vakuumschmelze in Hanau her. Der Unternehmer sucht Ingenieursknowhow und Kapital. „Geld hilft immer.“

Im September 2019 gründeten Nicolas Colsman (CEO), Christian Kleemann (CMO), Maximilian Appel (CTO) und Berenike Eimler (Design) „StudyStuff“. Mit ihrer Lernplattform wollen sie den Bildungsweg vom Kindergarten über Schule bis zum Studium mit Zugriff auf E-Books, Community, Videos und Mitschriften digitalisieren. Die Grundfunktionalität der Plattformen von „StudyStuff“ und der Future Talents GmbH ist Wissensaustausch und Lernorganisation.



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