Royale Fassenacht beim Club Humor

Mit „Stäbsche“, Leuchtelementen, Feuer und Showtanzelementen sorgen die strahlenden Twirlings für das tolle Finale einer überaus gelungenen Fremdensitzung.Foto: Pfeifer

Von Petra Pfeifer

Bad Homburg. Feinstaubschlucker und Friday for Future, Reise-OB und Greta aus Kirdorf, närrische Regierungsthesen und Brauchtum Fassenacht. Beim Club Humor kam dies und noch viel mehr zur Sprache, während die Garden für den Augenschmaus im Verlauf der Fremdensitzung sorgten. Das Publikum im Kirdorfer Bürgerhaus goutierte alles mit sichtlicher Freude.

Den jüngsten Clubmitgliedern oblag dabei die wichtigste Aufgabe: Sie sollten mit ihrem Gardetanz die Herzen der Gäste für das närrische Geschehen öffnen. Das war jedoch eine ihrer leichtesten Übungen. Der Dank in Form von jeder Menge Applaus war ihnen nach der gelungenen Darbietung sicher.

„Was letzter Zeit geschah, hören wir nun von unserer Protokollerin“, kündigte Sitzungspräsident Thomas Carta mit Conny Lewerenz die erste Büttenrednerin des Abends an. Und die hatte es in sich. Groko, Quittungsirritierte, Feinstaubschlucker, Brexit und „der Ignorant im Weißen Haus“ waren nur ein paar der Themen, die sie mit spitzer Zunge aufs Korn nahm. Auch die FDP als „Hauch von Opposition“, die „Pseudodemokraten der AfD, die für ein Déjà-vu sorgen“ und der Brexit bekamen ihr Fett weg, bevor sie vor der Haustür weiterkehrte.

Von Bad Homburgs Doppelhaushalt war da ebenso die Rede wie von leer stehenden Geschäften aufgrund zu hoher Mieten und Beratungsdiebstahl. Der Kurhaus-Um- oder Neubau, die Wahl 2021 und Bad Homburg als Austragungsort für das Vorturnier zu Wimbledon waren Conny Lewerenz den einen und andere Seitenhieb wert. „Super Leistung“, lobte Carta die geschliffene Rede ganz im Sinne des Publikums und freute sich, kurz darauf, das erste Twirling Solo ankündigen zu können: „Stäbsche drehe heißt das auf Hessisch.“ Wie hübsch das aussehen kann, zeigten Fiona Jödecke, Kira Winter und Tamina Krüger in ihrer eleganten Darbietung.

Wie kriselig eine Mutter-Tochter-Beziehung sein kann, machten Tina und Xenia Engel mit einem kleinen Wortgefecht deutlich, bevor Mia Vitas und Mariella Kesko gekonnt temporeichen Garde-Soli zeigten, die Thomas Carta zu Recht als „wunderbare Darbietung“ lobte.

Wunderlich waren hingegen eher die Geschichten, die Alexander Hetjes als reisender OB schilderte. Da habe er zum Beispiel in China Hund statt Hasen zu essen und Schlangenschnaps zu trinken bekommen, und ganz eigentümliche Zusammenhänge gebe es zwischen dem Roulette-Tisch der Spielbank in Mondorf und Swingerpartys. Einblicke gewährte Hetjes darüber hinaus in seine Aufenthalte in Peterhof, Dubrovnik und der Schweiz, verkündete dann aber augenzwinkernd: „Was wahr ist, bleibt mein Geheimnis.“

Entzückende Zauberlehrlinge

Ganz offiziell betrat dann Prinzessin Jil I. zusammen mit Hofmarschall Maik Friedrich, Hofdame Jasmin Gehrsitz und Standartenträger Pierre Nöll ihre „Heimat-Bühne“. Sie versicherte, dass sie für ihrer Regierungszeit das Brauchtum Fassenacht in den Mittelpunkt gestellt habe: „Das macht eine Riesenfreude.“

Nach der Prinzessin in märchenhafter Robe, war es an den kleinen Hopos, ihren zauberhafte „Harry Potter“-Showtanz zu zeigen. Sofort reckten sich zahlreiche Arme mit Handys in den Händen nach oben. Kein Wunder. Es war eine ideenreiche, stimmungsvolle Choreografie, die die gleichermaßen jungen wie entzückenden Zauberlehrlinge gekonnt und in hübsche Kostüme gehüllt zeigten. Da fehlten selbstverständlich auch die Zauberstäbe und Besen nicht, um das Duell zwischen den Griffindor-Helden und ihren Widersachern aus Slytherin bühnenwirksam umzusetzen.

Nach hoheitlichem Besuch aus Bad Soden und Oberursel war die Reihe an Kaja Simons als „Greta aus Kirdorf“. Sie sinnierte über das Gas der Kühe, Blumenkübel aus Einwegplaste und E-Autos: „Lasst uns bei aller Eile, die geboten, richtige, nachhaltige Lösungen ausloten.“ Szenen aus dem Leben Tarzans tanzten in einem harmonischen Arrangement und als attraktive Affenbande die großen Hopos zur Musik von Phil Collins, und nach einer Schunkelrunde rockten die Cracy Old Panthers in rosa Tüll gehüllt im „80ies Style“ über die „Bretter, die die Welt bedeuten“.

Mit lateinamerikanischen Rhythmen eröffnete der Fanfarenzug die zweite Runde der launigen Sitzung, um dann für Prinz Maximilian aus Usingen Platz zu machen, der um exakt 22.33 Uhr die Bühne betrat. Er verbrachte ebenfalls den Rest des Abends beim Club Humor, so dass er gleich die temporeiche Darbietung der großen Garde verfolgen konnte, die auf seine Grußworte folgte. Als Prinzessin a.D. plauderte Natalia Lewerenz kurzweilig aus dem Nähkästchen. Blitzgescheit müsse man sein, wenn man ein solches Amt ausüben wolle. Außerdem mädchenhaft und doch mondän, trinkfest, tolerant und liberal, sozusagen eine „Bachelorette of Dreams“, die sich „nicht mal der Kofler backen kann“.

Als regelrechtes „Markenzeichen“ des Vereins habe sich das Twirling entwickelt, so Sitzungspräsident Thomas Carta bei der Ankündigung des zweiten Solos, bei dem Kyra Fetick und Svea Kostka ihr Können zeigten. Womöglich weniger schwungvoll, aber mindestens genauso unterhaltsam der Auftritt des Männerballetts. Die strammen Jungs sorgten mit ihrem Tanz zum Thema „Grease“ nicht nur für Lacher und Zwischenapplaus, sondern obendrein für eifrige Zugabe-Rufe. Anerkennend flunkerte Thomas Carta deren Trainerinnen Christine Wittkowski und Janina Lachmann zu: „Ihr seid die mit den stärksten Nerven im Verein.“

Als „Ungleiche Freundinnen“ zogen Sabine Gehrsitz und Nicole Fetick über begleitendes Fahren her, kalauerten wortgewandt über Männer im Allgemeinen und George Clooney im Besonderen. Witzig, sportlich und kraftvoll der Tanz der Gruppe Freestyle mit dem die jungen Tänzerinnen großen Beifall und Wow-Rufe einheimsten. Und sogar ihr Auszug war mit einer Choreografie versehen, die alle Blicke auf sich zog.

Als letzter Redner in der Bütt witzelte Sebastian Carta über Bauern, Schweine, Knechte und Mägde, und nach einer weiteren Schunkelrunde wurde es Zeit für das Finale. Es waren die Twirlings, die mit ihren Leucht- und Feuerstäben eine ganz besondere Atmosphäre in den Saal zum Ende einer sehr abwechslungsreichen und kurzweiligen Sitzung zauberten. Sowohl mit diesem Auftritt als auch als Cheerleader zeigten sie deutlich, wieviel Anstrengung und Geduld sie in den vergangenen Monaten investiert hatten, um diese schwungvollen und durchweg beachtlichen Tänze einzustudieren. Und das gemeinsame Schlussbild mit nahezu allen Akteuren auf der Bühne machte außerdem deutlich spürbar, mit welcher Freude alle gemeinsam ihren Beitrag für eine gelungene Session beisteuern.

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