Montags steht Kunst auf dem Stundenplan

Bei der Darstellung des Lebens einer Schaufensterpuppe zeigen sich die Grundschüler fantasievoll und überzeugen mit akrobatischen Formationen und ausdrucksvollem Tanz. Foto: M. Döhne

Von Maya Döhne

 

Bad Homburg. Moderne Kunst ist nicht immer leicht zu verstehen. Oft stehen Betrachter ratlos vor abstrakten Werken. Den Mädchen und Jungen der Hölderlinschule wird es in Zukunft dank des spannenden Kunstprojekts „KulturTagJahr“, das in Kooperation mit dem Museum Sinclair-Haus an der Grundschule angeboten wird, nicht so gehen. Spielerisch führten Künstler verschiedener Sparten die 95 Viertklässler an moderne Kunst heran und ließen sie selbst ausprobieren.

Die bisherigen Resultate des bunten Schuljahrs wurden jetzt im Rahmen einer von den Kindern gestalteten Präsentation rund um das Thema „Fenster“, das an die Ausstellung „Aussicht – Einsicht“ im Sinclair-Haus anschließt, stolz gezeigt und stießen auf Begeisterung. Das Kunstprojekt „KulturTagJahr“ hat sich bereits seit dem Jahr 2007 an der Grundschule etabliert und stößt jedes Jahr aufs Neue auf großen Anklang bei den Schülern. „Wir freuen uns sehr, dass Künstler und Lehrer unserer Schule das Projekt mit so großem Engagement umsetzen, da es eine unglaubliche Bereicherung für unsere Schüler darstellt und ihnen Bildung auf eine andere Art und Weise vermittelt“, sagte Schulleiterin Julia Nees.

An 16 Montagen des laufenden Schuljahrs wurde der Unterricht nach Stundenplan für die älteste Jahrgangsstufe der Schule ausgesetzt und durch die kreative Arbeit und das Eintauchen in spannende Bereiche der Kunst ersetzt. „Das war eine super Abwechslung, und so konnten wir uns nach dem Wochenende sogar auf die Schule freuen“, meinte eine Schülerin der Klasse 4a. An diesen Projekttagen, die seit Oktober vergangenen Jahres stattfanden, setzten sich Künstler und Lehrer gemeinsam mit den Viertklässlern intensiv mit bestimmten Themen auseinander. In einer sehr persönlichen Atmosphäre konnten sich die Schüler auf Neues und Herausforderndes einlassen. Ganz besonders wurden hierbei die Musik, der Tanz, die bildende Kunst, das Schreiben und natürlich die spontanen Ideen der Kinder in den Mittelpunkt gerückt.

Im Schattentheater

Für die Kunsttage wurde der Jahrgang in fünf Untergruppen aufgeteilt. Bevor diese Gruppen jedoch künstlerisch arbeiteten, fanden Orientierungstage statt, an denen die Kinder künstlerische Disziplinen kennenlernten, um sich dann eine auszusuchen, die ihnen am meisten Freude bereitete. So besuchten die Mädchen und Jungen beispielsweise Museen. „Ich will unbedingt mal Schauspieler oder Tänzer werden“, erklärte ein sportlicher Junge, der bei der Aufführung ein Rad nach dem anderen schlug. „Da war es doch logisch, dass ich in die Schauspielgruppe wollte!“

Andere Kinder probierten sich beim Musizieren, Vortragen, Singen und Bastlen aus. Eines einte alle Nachwuchstalente bei ihrer Arbeit: die große Leidenschaft für die Kunst. Da der Andrang bei der Präsentation so groß war, wurden die Besucher in Gruppen aufgeteilt, die zusammen mit einem Lehrer durch das Schulgebäude wanderten und an drei Stationen die entstandenen Kunstwerke bewundern konnten. Zuerst ging es für eine Gruppe zu einem überdimensional großen Schattentheater. Zu sehen waren faszinierende Fenster aus Tonpapier. Dazu sangen einige Kinder, andere erzeugten mit einem Xylophon mystische Klänge. Dieser Teil der Aufführung versetzte das Publikum in ein andächtiges Staunen. Mit so einem außergewöhnlichen Auftakt hatte wohl kaum einer der Besucher gerechnet. Weiter ging es mit spannenden Vorträgen von abstrakten Texten.

Schließlich ging es für die Gäste in die große Halle der Schule, wo treffend zum Thema „Fenster“ das Leben einer Schaufensterpuppe durch ausdrucksvollen Tanz, akrobatische Bewegungen und Formationen inszeniert wurde. Auch hier trugen weitere junge Künstler Texte und Gedichte vor.

Kristine Preuß vom Museum Sinclair-Haus betonte, wie wertvoll das Projekt für beide Institutionen – Schule und Museum – sei. Sie freue sich auf die weitere Entwicklung des „KulturTagJahrs“, das erst im Juni endet. Die Initiative wird von der Nantesbuch-Stiftung ermöglicht, deren Ziel es nicht nur ist, Kinder für Kunst zu begeistern und zu motivieren, sondern auch allen Schülern die Pforten zur Welt der Museen unabhängig ihrer sozialen Herkunft zu öffnen. Das Fazit der Kinder lautete jedenfalls einstimmig: „Wir freuen uns auf die nächsten Kunsttage!“

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