HR2-Radio-Live-Theater feiert Premiere in der Kurstadt

John Barrymore (Michael Bibo), Sir Henry Baskerville (Johan Helmer Hein) und Dr. John Watson (Wolfgang Vater) versuchen, Licht in die mysteriösen Umstände des Todes von Sir Charles Baskerville zu bringen. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Das HR2-Radio-Live-Theater feierte mit dem Live-Hörspiel-Krimi „Der Hund der Baskervilles“ eine viel beachtete Premiere in der Englischen Kirche. Zahlreiche Zuschauer waren gekommen, um dem HR-Team 75 Minuten lang ohne Pause beim „Hörspiel machen“ im mobilen Hörspiel-Studio über die Schulter zu sehen. Und dabei den einen oder anderen Blick „hinter die Kulissen“ zu werfen. Auf jeden Fall verfolgte das Publikum gespannt die abwechslungsreiche, durch Einsatz von Bühnennebel, Stroboskoplichteffekten und Schreckschusspistolen realistisch anmutende Inszenierung auf der Bühne.

Der Krimi-Klassiker von Sir Arthur Conan Doyle aus dem Jahr 1901 ist der dritte Roman mit Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Klaus Krückemeyer). Der Krimi ist einer der bekanntesten des Autors, verbindet perfekt Horror mit Nostalgie. Schnell gelingt es dem professionellen Ensemble, seine Zuschauer mit seinen Dialogen und dank der beschriebenen technischen Mittel, mit denen Geräusche wie Blitz, Donner, Nebel, pfeifender Wind, Schüsse, aber auch Vogelgezwitscher von Axel Senn erzeugt werden, mit allen Sinnen in die Geschichte einzubeziehen. Bereits nach einigen Minuten hatte sich die bedrückend schwermütige Atmosphäre, die der Autor über die Geschichte vom „Hund der Baskervilles“ legte, im Saal des Kulturzentrums eingenistet.

Leuchtender Geisterhund

Die Story aus einer archaischen Epoche ist bekannt. Unter mysteriösen Umständen starb im Dartmoor Sir Charles Baskerville, ein ebenso mächtiger wie reicher Landadliger aus der Grafschaft Devonshire. Offenbar wurde er das Opfer eines schwarzen, unheimlich leuchtenden und heulenden Geisterhundes. Dieser sucht nach einer alten Legende die Familie heim, nachdem ein böser Urahn den Tod einer jungen Frau verschuldet hatte. Der Erbe von Sir Charles Baskerville ist sein Neffe Sir Henry Baskerville (Johan Helmer Hein) aus Kanada. Dieser kehrt ohne Vorahnung dessen, was ihn erwartet, in die Heimat seiner Ahnen zurück. Und bittet mit Dr. James Mortimer (Axel Senn) den Londoner Sherlock Holmes und seinen Assistenten, Freund und Chronisten Dr. John Watson (Wolfgang Vater) um Hilfe. Watson begleitet Sir Henry nach Baskerville Hall in Devonshire, um ihn zu beschützen und für Holmes zu recherchieren. Schnell ergeben sich zahlreiche Fragen, die das eingespielte Team im Laufe der Handlung zu lösen versucht.

Verwirrung und Überraschung

Für Spannung sorgen auch ein aus dem nahe gelegenen Zuchthaus Dartmoor entlaufener Serienmörder namens Seldon, der sich im Sumpf versteckt. Der Sträfling entpuppt sich als Schwager von Sir Henrys Butler John Barrymore (Michael Bibo). Gemeinsam mit seiner Frau Eliza Barrymore (Tina Wurster) versorgt er ihn und stattet ihn mit alten Kleidern von Sir Henry aus. Recherchen erfordern auch das Auftauchen des zwielichtigen Naturforschers Jack Stapleton (Axel Senn) und dessen Schwester Beryl (Tina Wurster), in die Sir Henry sich verliebt. Watson entdeckt, dass der Brief einer unbekannten Frau Sir Charles ins Moor gelockt hat ... Die Kette der Entdeckungen und Verwirrungen mit verschwundenen Schuhen und anonymen Warnungen reißt nicht mehr ab. Watson meldet brav alle Neuigkeiten nach London. Die Situation in Devonshire spitzt sich zu, als Watson einen weiteren Unbekannten im Moor entdeckt. Den will er fangen, legt sich auf die Lauer und erlebt eine weitere Überraschung.

Zum Aufführungskonzept des Regieteams, bestehend aus Klaus Krückemeyer und Wolfgang Vater, gehört ein langer Tisch. An diesem nehmen fünf Herren und eine Dame Platz. Hier geht der tapsige und joviale Watson für seinen bärbeißigen Freund Sherlock, leicht zu erkennen an karierter Kappe, Lupe und Pfeife, auf Verbrecher- und Hundejagd. Neben dem Tisch steht das Podest von Axel Senn. Hier spielt er verschiedene Rollen wie die eines zerstreuten Arztes und erzeugt mit Händen und Füßen Geräusche wie knarrende Türen, klappernde Pferdehufe oder tappsende Schritte durch den Morast. Für den schaurig-schönen Soundtrack mit Melodien aus Krimiverfilmungen oder atmosphärischer Bühnenmusik sorgt Michael Bibo. Er ist in den Rollen des Butlers und Nachbarn Arthur Frankland zu sehen und hören. Mit Kostümen von Ilse Hammerschmidt und Requisiten von Betina Schepp nimmt das Ensemble in der Minimalausgabe des Kultkrimis sein Publikum mit auf eine spannende, wunderbar nostalgische Zeitreise. Die alle in der Englischen Kirche in ihren Bann zog und faszinierte.



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