Harsche Kritik an „verschlechtertem Mega-Deal“

Bad Homburg (js). Als „Mega-Deal“ ist der Vertrag zwischen dem Hochtaunuskreis und der Stadt über die zukünftige Nutzung des alten Klinikareals und der umliegenden Flächen bereits in die neue Sprachgeschichte des Stadtparlaments eingegangen. Neues Wohnquartier, wo einst Kranke behandelt wurden und Georg-Kerschensteiner-Schüler gebüffelt haben, auch preisgünstiger Wohnraum soll dabei sein, nette Freiflächen sind geplant, und eine Kindertagesstätte mit 100 Plätzen soll das Ganze abrunden.

Das städtebauliche Konzept dafür wurde bereits 2017 beschlossen, der jüngste Nachtrag im Vertragswerk hat bei den Grünen und der BLB für neues Grummeln gesorgt. Sie sehen einen für die Stadt „verschlechterten Mega-Deal“ und lehnten die Magistratsvorlage im Stadtparlament ab.

Die große Mehrheit indes feiert das, was Daniela Kraft (Grüne) als „verhandeltes Machwerk nicht zum Vorteil der Stadt“ bezeichnete, als Erfolg und Basis für ein Modell der Zukunft. Grüne und BLB stören sich vor allem daran, dass durch die Vertragsänderung der Weg frei wird für den „Sozialwohnungsbau der 70er Jahre“ (Armin Johnert, BLB) mit bis zu sechs Geschossen auf dem Gelände der früheren Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS) entlang der Urseler Straße. Geförderter Wohnungsbau nur dort sei „inakzeptabel“, sagte Kraft, BLB-Fraktionschef Johnert nannte diese Art von Wohnungsbaupolitik einen „Rückschritt“. Es sei „das Gegenteil von dem, was wir alle wollen. Wir schneiden schlechter ab als im Mega-Deal.“

Der Weg scheint nun frei für eine schnellere Entwicklung zumindest auf einem Teil des Geländes zwischen Taunusstraße und Jacobistraße, wo insgesamt rund 270 Wohneinheiten vorgesehen sind. Der Kreis als Eigentümer kann an einen Investor verkaufen, neben der Sporthalle der Humboldtschule könnte eine vom Kreis beauftragte gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft auf dem alten GKS-Gelände die vorgesehenen preisgünstigen Wohnungen hochziehen. „In zwei Jahren stehen da Kräne“, frohlockte Elke Barth (SPD). Kein Bebauungsplanverfahren, Bauen nach Paragraf 34, „das kann hier schnell losgehen“. Ein „Armutszeugnis“ nannte sie das Gegenbeispiel Vickers-Gelände einen Steinwurf entfernt, wo seit zehn Jahren nichts passiere. „Wir sind heilfroh über den Vertrag und die Chance zum Bau bezahlbaren Wohnraums. Darum geht es.“ Auch der fraktionslose Okan Karasu (Die Linke) bezeichnete die Möglichkeit, „endlich zu bauen als entscheidend“. Dies sei ein „guter Schritt in die richtige Richtung“.

Dass die Stadt die geforderte Kindertagesstätte zwischen den noch bis mindestens 2021 bestehenden Häusern „Berlin, Schlesien und Pommern“, genutzt als Schwesternhäuser und für Flüchtlinge, nun selbst bauen will, monierten die Kritiker ebenfalls. In dieser Sache habe sie sich bisher nicht hervorgetan. Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) verteidigte auch diesen Passus im geänderten Kontrakt. „Wir bauen selbst, dafür bekommen wir 1700 Quadratmeter vom Kreis geschenkt.“ Den Betreiber könne sich die Stadt dann selbst suchen. „Das ist keine Schlechterstellung.“ Die Konzentration von bezahlbarem Wohnraum auf dem GKS-Areal und einem weiteren Grundstück am Hessenring sieht Hetjes nicht als Makel, die genossenschaftlichen Wohnungsbaugesellschaften würden sehr auf „Durchmischung“ achten.



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