Falkenstein feiert sein diesjähriges Apfel- und Cidrefest

Wer wird den großen Pokal gewinnen? Das fragen sich die Zuschauer des Boule Turniers bei Cidre und Apfelsaft auf dem diesjährigen Apfel- und Cidrefest in Falkenstein. Bei bester Laune feierte man die seit Jahrzehnten bestehende Freundschaft zwischen Falkenstein und Le Mêle. Foto: Fuchs

Falkenstein (efx) – „Bienvenue!“, klingt es über die Wiese am Bürgerhaus Falkenstein, was so viel heißt wie „Sei(d) willkommen“! Herzlich willkommen fühlen sich die eintreffenden Gäste denn auch an diesem Festsonntag. Die Sitzbänke sind bereits gut gefüllt und bei frisch gepresstem „Süßen“ oder einem Glas Cidre – dem „Äppelwoi oder Stöffche“ aus Frankreich – erzählt man entspannt über die Entstehung der mittlerweile bereits fast 50 Jahre bestehenden Partnerschaft zwischen dem kleinen, feinen Ortsteil Königsteins und dem Dorf Le Mêle im Departement Orne, etwa 170 Kilometer westlich von Paris. Als sich im Jahre 1966 das Mandolinenorchester für die Teilnahme an einem Musikwettbewerb in Le Mêle entschied, hätte niemand auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass aus diesem Besuch in der Normandie eine über Jahrzehnte lang andauernde Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden entstehen würde. Aber aufgrund der guten Erlebnisse, die die beiden Nationalitäten miteinander hatten und der zwischenmenschlichen Harmonie, stellte man in Le Mêle schon bald die Anfrage nach einer Städtepartnerschaft mit dem damals noch unabhängigen Falkenstein.

Eine Bürgerversammlung im Februar 1967 brachte letztlich die Entscheidung. Denn die Mehrheit der bei der Versammlung anwesenden Falkensteiner unterstützte die Städtefreundschaft und wollte diese auch aktiv mitgestalten. Damit war klar, dass die Partnerschaft eine Angelegenheit der Bürger und Vereine sein soll und so organisierten die Bürger im Frühsommer 1968 schließlich die Feierlichkeiten zur Geburtsstunde dieser noch heute bestehenden, tiefen, deutsch-französischen Freundschaft. Auch andere hiesige Vereine kommen immer gerne zum Apfel- und Cidrefest und so sind auch in diesem Jahr Mitglieder des Männergesangvereins (MGV), Mandolinenclubs, der Feuerwehr, des Sportvereins, des Heimatvereins und natürlich ganz besonders viele Aktive des Partnerschaftskomitees anwesend. Im Laufe der Zeit haben alle ihre Liebe zum Boule Spiel entdeckt und so finden sich an der Boule Bahn neben dem Bürgerhaus bereits die verschiedenen Gruppen zusammen und spielen um den von Ortsvorsteherin Liselotte Majer-Leonhard organisierten Pokal.

„Dies hat mein Vorgänger so angefangen und so führe ich die nette Idee selbstverständlich fort“, erklärt sie im Gespräch. Das Boule Turnier findet alljährlich in Verbindung mit dem Cidrefest statt. „Deux points (zwei Punkte) für die Mandoliner“, hört man bereits nach einigen Minuten den ersten Zwischenstand anerkennend durch die Menge raunen. Und so werden die silbernen Kugeln eifrig auf den Sandplatz gerollt in der Hoffnung, möglichst nahe an die kleine Zielkugel heranzukommen und den Punktestand nach oben zu treiben. Dass das Fest Spaß und Historie verbindet, zeigt vor allem die große „Gadage“ auf der Wiese. Die große normannische Apfelpresse aus Granitstein mit einem Durchmesser von rund drei Metern ist besonders unter den jungen Gästen beliebt. Ursprünglich wurde sie früher von den Bauern der Normandie zur Zerkleinerung der Äpfel vor dem eigentlichen Pressvorgang eingesetzt. Unter der fachkundigen Anleitung des Königsteiner Lokalhistorikers und „Chef-Pomologen“ Hermann Groß können Kinder und Eltern Äpfel über den großen Mühlstein kleinreiben, um dann im Anschluss den begehrten süßen Apfelsaft zu pressen. „Man hat festgestellt, die Äpfel können nicht sofort in eine Apfelpresse, sondern müssen erst zerkleinert werden“, erklärt Groß. Glücklicherweise hat die Gadage in Falkenstein eine passende und prägnante Stelle gefunden, an der sie auch tatsächlich ihrem Sinn entsprechend genutzt werden kann. Der Transport nach Deutschland erwies sich hingegen als schwierig, denn das große Gewicht brachte den Franzosen auf dem Weg nach „Allemagne“ einen Achsenbruch im Anhänger, so dass die Gadage zunächst am Straßenrand alleine gelassen werden musste, bevor sie dann letztlich von Falkensteinern und Franzosen in einer gemeinschaftlichen Transportaktion an den neuen Bestimmungsort gebracht wurde. Alles dreht sich auf der Wiese am Bürgerhaus um den Apfel und so sitzt man selbstverständlich zwischen Apfelbäumen. „Auch diese Apfelbäume sind ein Geschenk aus Le Mêle“, weiß Hermann Groß, und während die Früchte für die Presse genutzt werden, spielen die Kinder im Schatten der Bäume „Verstecken und Fangen“. Dass man hier bilingual ist, beweisen die vielen Helfer, die das Fest auf die Beine gestellt haben. Dagmar Reuter, Mitglied im Verein, fragt die Gäste: „Voudrait quelque-chose a boire?“, also „möchten Sie etwas trinken?“ und kann so selbstverständlich auch die französischen Gäste mit Cidre oder Pommeau, dem Aperitif/Digestif aus der Normandie verwöhnen. „Das höchste Produkt, das aus dem Apfel entsteht“, ist jedoch für Walter Krimmel, dem kommissarischen Vereinsvorsitzenden und ersten Stadtrat Königsteins, der „Calvados“. „Je älter, desto besser!“, erläutert er die Kriterien für die Güte dieses Apfelbranntweins. Die Sonne lacht und die Wiese füllt sich mehr und mehr. Neben Almut Boller, der ersten Vorsitzenden der Kulturgesellschaft Königstein, trifft man auf Wolfgang Riedel, den Vorsitzenden des Förderkreises Städtepartnerschaft oder Karl-Erich Giese vom Vorstand des Heimatvereins. „Selbstverständlich besuche ich das Fest und komme gerne her. Es ist sehr schön hier! Ich habe sogar auch schon einmal in der Vergangenheit Äpfel gepresst“, berichtet Almut Boller gut gelaunt. Während sie beim Boule Spiel mitfiebert, erklärt Jörg Pöschl, der Sportdezernent Königsteins und Stadtrat Falkensteins mit einem Augenzwinkern: „Ich widme mich der Verköstigung.“ Denn zu den kulinarischen Köstlichkeiten des Fests gehört neben Gegrilltem auch der überaus beliebte und mittlerweile über Falkenstein hinaus bekannte, selbstgemachte Kartoffelsalat.

Das reichliche Kaffee- und Kuchenbüffet unterstreicht das Engagement der Falkensteiner und ihr Interesse, allen Mitbürgern die deutsch-französische Kultur und Freundschaft näherzubringen. Dies gelingt allen Organisatoren und Unterstützern jedes Jahr erfolgreich aufs Neue und so freut man sich bereits auf nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: Bienvenue in Falkenstein zum Apfel- und Cidrefest!



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